Die Anfahrt…

Der Tag der Abfahrt ist gekommen, ich sehe entspannt auf mein Handy und es ist 5.20 Uhr…
5.20? Da wollte ich doch schon unterwegs sein – dann sollte man aber auch den Wecker nicht auf „wochentags“ lassen, sondern ihn umstellen . Irgendwie ist mir das an diesem besonderen Tag egal, ich ignoriere sogar dass mein neurotischer Kater Elvis in meinem Kleiderschrank geschlafen hat, mache mich fertig und starte mit der obligatorischen Tasse Kaffee in mein Abenteuer. So passiert also auch das was mir mein Freund sowieso empfohlen hatte und ich fahre gemütlich um 6.00 Uhr komplett stressfrei und ausgeschlafen bei strömendem Regen weg.
Unterwegs freue ich mich schon kurz nach dem Start über mein neues Navi und beschließe spontan mich nochmal bei Herrn Zeilhofer zu bedanken sobald ich wieder zuhause bin 😉 Denn schon dort ist die 5-Minütige Verkehrsaktualisierung Gold wert und diese Feststellung werde ich auch noch öfters auf meiner langen Fahrt machen. Insgesamt liegen 717 Kilometer vor mir und es regnet ununterbrochen… Nachdem ich über WhatsApp Bescheid gesagt habe dass ich jetzt losfahre, bei Facebook meinen Status geteilt und meiner Mama noch kurze Versorgungshinweise für Elvis per SMS geschrieben habe, kehrt Ruhe ein… Schon komisch wie sehr man (in diesem Falle ich) eigentlich immer mit seiner Umwelt via Internet verbunden ist. Während ich mich im Regen über die Landstraßen kämpfe und nicht mehr durch andere Aktivitäten abgelenkt bin, denke ich an meine Kindheit zurück. Wir sind jedes Jahr zum campen nach Italien gefahren und ich kann mich erinnern dass es jedes Jahr spätestens in Österreich so geregnet hat das wir nichts mehr sehen konnten. Meine Mama hat uns Kindern immer gesagt, wenn es aufhört zu regnen sind wir in Italien…
Auch dieses Mal habe ich diesen Gedanken im Kopf. – Wenn es aufhört zu regnen bin ich in Italien –

Die Fahrt vergeht ziemlich schnell und schon sind die ersten Berge in Sicht. Ich durchquere Österreich und irgendwie wird der Himmel immer freundlicher. Nennt es Zufall – aber genau in Italien war auf einmal trotz der letzten Regentropfen die Sonne da…

Das erste Kaffee in der Nähe von Bozen wurde sofort angesteuert, denn im Gegensatz zu Deutschland schmeckt der Kaffee in italienischen Raststätten extrem gut  Ziemlich stolz habe ich in Italienisch meinen Kaffee und mein Brioche alla Crema bestellt. Obwohl ich mich frage warum ich in Italien ein Brioche bestellen muss, bekomme ich beides und ignoriere deshalb dass (zumindest in der ersten Raststätte) alle Angestellten fließend deutsch konnten 😉

Foto 1(1)

Nach 500 km war es soweit ich war todmüde und ich brauchte nach 2 Litern Wasser und 3 Kaffee dringend eine Raststätte. Also mit Vollgas beim nächsten Autogrill raus, und im Eilschritt Richtung Toiletten und was musste ich dann sehen? Eine Schlange bis nach draußen mit ca. 25 Leuten vor mir… Leichte Panik kommt in mir auf und irgendwie strahle ich die wohl auch aus, denn nach ca. 5 Minuten tippt mir ein Mitarbeiter auf die Schulter und lässt mich in den Wickelraum 😉 Und ganz ehrlich, es ist mir egal ob er damit sein Trinkgeld aufbessert oder nicht – denn ich persönlich liebe ihn in dem Moment dafür…
Nach 2 RedBull und dem obligaten Kaffee mache ich mich auf den letzten Teil meiner Reise.

Die ganze Fahrt ist einfach nur beeindruckend. Die Landschaft wunderschön, die Sonne scheint, die kleinen Dörfer neben der Autobahn, Kirchen auf den Felsen, Obstgärten und man möchte pausenlos filmen und fotografieren um diese Eindrücke niemals zu vergessen und alles ganz tief in sich aufzunehmen. 

Es ist auch etwas besonderes so eine Fahrt ganz bewusst alleine zu unternehmen. Man reist wirklich in seinem eigenen Tempo und nimmt sich die Zeit die man braucht und vor allem die man brauchen will. Man nimmt den Coffee nicht „to go“ im Plastikbecher, sondern genießt ihn aus einer Porzellantasse und man genießt es die Menschen zu beobachten die durch den Rastplatz hetzen. Ich sehe Paare die streiten, Kinder die brüllen und sich tatsächlich auf den Boden werfen um zu demonstrieren dass sie auch im Liegen ihre Lautstärke noch steigern können und ich freue mich – Freue mich weil mein Kind noch nie strampelnd und schreiend am Boden gelegen ist (und das mit 23 jetzt auch nicht mehr machen wird) und mein Espresso einfach himmlisch schmeckt…

Der Teil nach der Autobahn ist ähnlich einer Bundesstraße und sehr schön ausgebaut und der einzige der sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält bin scheinbar ich. Ich fahre langsam meinem Ziel entgegen und plötzlich ist es geschafft. Die Ausfahrt Bagno di Romagna lässt mein Herz höher schlagen. Ich habe es geschafft – Meine erste große Tour ganz allein gemeistert und die Schönheit dieses romantischen kleinen Dorfes – ich bin glücklich und stolz…

Meinen ersten Italienischtest habe ich dann sofort als ich die Hausnummer nicht finde, dafür aber ein süßes älteres Ehepaar dem ich tatsächlich begreiflich machen kann was und wen ich suche und die mir dann alle Maria`s im Ort aufzählen und auch gleich untereinander erläutern mit wem die verheiratet sind und ob die überhaupt Platz für Besuch haben  Nach einem netten Gespräch verabschiede ich mich und als ich vor einem Restaurant stehen bleibe um nach dem Weg zu fragen, sehe ich die gesuchte Hausnummer – ich bin da…

 

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