Ein Lächeln ist oft das Wesentliche.
Man wird mit einem Lächeln bezahlt.
Man wird mit einem Lächeln belohnt.
Man wird durch ein Lächeln belebt.
(Bekenntnis einer Freundschaft – Der kleine Prinz)
Die erste Nacht liegt hinter mir und ich habe noch ein bisschen Zeit bis zum Frühstück. Zeit die ich nutzen möchte um euch von meiner Ankunft zu berichten…
Nachdem ich das Haus gestern gefunden hatte, kam mir eine lächelnde Maria entgegen. Maria ist eine kleine, zierliche ältere Frau die nach meinem fließenden Text am Telefon davon überzeugt war dass ich italienisch kann. Persönlich kann man viel leichter erklären dass es wirklich nur Basics sind und sie den makellosen Text meinem Freund zu verdanken hatte 😉
Die Wohnung ist hell und offen und mein Zimmer klein und sauber und hat einen Schreibtisch der mir das Lernen gleich viel angenehmer machen soll.
Ich hole also erst einmal mein Gepäck aus meinem Auto und Maria ist begeistert dass eine Frau so ein schönes Auto hat. Mein Geschenkkorb macht sie sprachlos und sie kann es nicht fassen dass der ganz allein für sie sein soll. Es ist schön wenn sich jemand so freuen kann. Sie erklärt mir auch, dass sie den erst morgen auspacken kann weil da erst ihr Sohn kommt und dem muss sie ihn unbedingt noch zeigen. Ich freue mich über ihre Freude und die Art es zu zeigen.
Nachdem ich ausgepackt und geduscht habe, geht Maria mit mir in die Innenstadt – die wirklich nur ein paar Meter von hier entfernt liegt – und zeigt mir die Schule. Ich bin von ihrer hilfsbereiten und herzlichen Art sofort begeistert. Ich werde dann mit dem Hinweis dass wir um 19.00 Uhr essen entlassen um mir das Centro anzusehen. Und was es da zu sehen gibt ist wirklich wunderschön. Ein romantischer und gemütlicher Stadtkern lädt mir kleinen Cafés, Bars und Restaurants zum Verweilen ein. Die Menschen sind freundlich und man kommt schnell ins Gespräch. Auf den Bänken die dort überall stehen sitzen alte Frauen und diskutieren das Tagesgeschehen und wenn sie auch erst kritisch dreinschauen reagieren alle total nett auf einen freundlichen Gruß…
Natürlich begeistern mich auch die kleinen Boutiquen und Geschäfte und ich denke ich muss hier noch die eine oder andere Shoppingrunde drehen 😉
Pünktlich zum Essen bin ich natürlich zuhause. Zusammen schauen wir uns eine Spielshow auf Rai Uno an, denn hier kann ich lernen die richtigen Wörter zu finden meint Maria. Wir diskutieren über alles Mögliche und schaffen es immer wieder uns zu verständigen. Das Essen ist ein Traum – selbstgemachte Tortellini in Tomatensoße und zartes Kalbsfleisch mit Erbsen…
Der Tag war sehr lang und so gehe ich sehr früh zu Bett, denn ich bin sehr, sehr müde. In der ersten Nacht kämpfe ich allen Ernstes gegen etwas dass man vielleicht mit Seekrankheit vergleichen kann. Die Matratze auf meinem Bett ist so dick und weich dass es wie auf einem Schiff schwankt sobald ich mich bewege und es ist natürlich auch Ewigkeiten her seitdem ich in einem Einzelbett geschlafen habe. Also hämmere ich beim Umdrehen in der Nacht einige Male Maria aus dem Schlaf weil ich mit meinem Knie an die Wand donnere und habe das Gefühl ich wäre auf einem Boot…
Am Morgen höre ich Maria schon um 6.00 Uhr aufstehen, schließlich soll ich dann um 7.00 Uhr ins Bad gehen und um 7.45 Uhr frühstücken. Und was soll ich sagen? Ich halte tatsächlich den Zeitplan ein und verlasse um 8.00 Uhr das Haus. Habe noch Zeit für mich und freu mich dass ich einen hervorragenden Espresso mit einem netten Gespräch verbinden kann. Der Preis für den Espresso mit Wasser liegt bei einem unfassbaren Euro – unglaublich…
Dann beginne ich den Ernst des Lebens und starte zu meinem Einstufungstest – der mich erst einmal schlagartig ernüchtert und mir begreiflich macht dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe. Aber wie sagt man immer so schön? Der Weg ist das Ziel und nachdem der Anfang gemacht ist wird es auch zuhause weiter gehen. Wir werden also in Gruppen aufgeteilt und bei mir ist ein älteres Ehepaar aus Dänemark und später kommt noch eine Schweizerin dazu. (Nur einen Insider für meinen Kollegen Uwe der mit mir in Deutschland im Italienischkurs ist – die Aussprache ist wie wir es kennen und ja es steigert mein Ego… 😉 )
Unsere Lehrerin Alissa legt ein angenehmes Tempo vor und es gibt eine Besonderheit – der Unterricht findet komplett in Italienisch statt. Man kann zwar zur Not in Englisch nachfragen, aber die Antwort erfolgt immer italienisch. Ich persönlich finde das absolut perfekt weil ich dabei auch merke dass ich mittlerweile schon sehr viel verstehe wenn mir auch noch manchmal die Worte fehlen um selbst so perfekt zu formulieren. Andere sind irritiert, aber wir sind nun mal in Italien oder haben das manche schon vergessen?
Der Schultag beginnt um 9.00 Uhr, es gibt eine „Pausa“ und geht dann erst einmal bis 12.30 Uhr. Anschließend haben wir Mittagspause und die verbringe ich mit zwei anderen Studenten aus der Schweiz in dem kleinen Café am Marktplatz. Gemeinsam genießen bei angenehmen, sommerlichen Temperaturen ein Panini, kühles Wasser und einen Espresso… Wahrscheinlich werde ich es zuhause nicht mehr ohne anständigen Espresso aushalten…
Nach der Pause treffen wir dann auf Silva, eine fröhliche Italienerin die uns einfach mitreißt. Der Kurs ist mittlerweile auf mich und den Anwalt aus Dänemark geschrumpft weil die anderen beiden Damen nicht so fit waren und so wird der Nachmittag sehr lernintensiv. Wir wiederholen Uhrzeiten, Tageszeiten, Jahreszeiten, Jahreszahlen und plaudern über unsere Tagesabläufe, unsere Vorlieben und Abneigungen und haben viel Spaß dabei.
Nach dem Unterricht raucht mein Kopf und unser Deutsch–Schweizer Dreiergespann trifft sich wieder im Café und wir beschließen den Tag mit einem Glas Wein ausklingen zu lassen.
Unser erstes Resümee ist einstimmig, wir sind alle begeistert vom ersten Tag. Die gesamte Belegschaft der Scuola Palazzo Malvisi ist total nett und hilfsbereit und ganz nebenbei frischt man auch immer wieder das eigenen Englischkenntnisse auf.
Wieder zuhause wartet Maria schon mit einer Freundin und beeindruckt mich wieder einmal mit ihrer liebevollen, offenen Art. Sogar bei der Erledigung meiner Hausaufgaben steht sie mir zur Seite. Bei einer Aufgabe muss ich immer die Gegensätze beschreiben und als ich einen Begriff nicht verstehe stellt sie ihn mir pantomimisch dar 🙂 Erstaunt stelle ich fest wie wohl ich mich hier nach dieser kurzen Zeit fühle. Wir essen zusammen, lachen zusammen und ich muss an die Worte von meinem Freund denken. Er hatte in seinem Kommentar geschrieben, dass bei ihnen in Italien Gäste zur Familie gehören und genauso fühle ich mich auch. Als Maria mich dann frägt ob ich meine Hausaufgaben schon gemacht habe, muss ich lächeln – es erinnert so sehr an meine Kindheit…
So hat dieser Tag mit einem Lächeln begonnen und endet auch mit einem Lächeln.
Ich wünsche euch allen eine gute Nacht…
Ci vediamo…
Hallo Mia, schön, daß du gut angekommen bist und dich auch recht gut eingelebt hast. Ich denke, wenn das Italienisch-Lernen so intensiv ist, wirst du mich nach deinem Urlaub bald abgehängt haben.
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Niemals wir sind doch ein Team 🙂
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Hört sich sehr gut an !!!
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