Mittlerweile hat sich der Tagesablauf hier eingespielt und ich habe wieder eines der großen Rätsel meiner kleinen italienischen Welt gelöst…
Ausgangssituation: Seit Mittwoch werde ich täglich langsamer… Ich habe zwar den Wecker in meinem Handy auf sieben gestellt, aber wenn ich aus dem Bad komme und mich angezogen habe ist es bereits 7.40 – 7.45 Uhr. Das überrascht mich immer wieder und ich schiebe es erst einmal darauf dass ich einfach jeden Tag entspannter werde und deshalb länger brauche. Nur wie schaffe ich es dann tatsächlich schon um 7.55 Uhr auf der Piazza zu sein wenn ich doch erst um 7.45 Uhr bei meinem leckeren Frühstück sitze? Die Lösung des Rätsels ist ganz einfach 😉
Maria sorgt dafür dass ich immer pünktlich bin. Ich stehe zwar mit dem Wecker von meinem Handy auf, aber schaue dann nur noch auf die große Uhr in meinem Zimmer und die geht seit Mittwoch anders 😉 Sie geht immer schon ein bisschen vor und so habe ich jeden Tag genug Zeit für mein Frühstück und einen kurzen Besuch im Café auf der Piazza.
Mein Mitstudent aus Dänemark und ich haben sich als fester Kern in unserer Gruppe entwickelt und so genießen wir die Vorzüge die es mit sich bringt in einer sehr kleinen Gruppe zu lernen. Das ist definitiv ein Glücksfall und an diesem Vormittag kämpfen wir uns durch die Verbi regolari und die Verbi irregolari und sollen dann ein bisschen erzählen. Also was wir gerne mögen nicht so gerne mögen und auch wie wir zur Schule kommen. Ich schließe meine Aufzählungen mit „Io vado a scuola a piedi“ und mein Mitstudent beginnt mit dem Satz des Tages: „Io vado a scuola con la vagina“ eigentlich meinte er „con la macchina“ 🙂
Unsere Runde in der Pause hat sich vergrößert und jetzt ist auch Otmar aus Trier dabei – der in Rom arbeitet – und Florence aus Paris die ebenso wie meine beiden Schweizer Studenten sehr viele Sprachen spricht. Es ist schön wie offen und ungezwungen alle miteinander umgehen und wie die Kommunikation italienisch – englisch – deutsch und französisch läuft. Jeder nimmt Rücksicht auf den anderen und jeder hat Spaß.
Nachmittags fahren wir mit dem Schuldirektor Cesare in das Museo Archeologico Nazionale in Sarsina. Eine tolle Möglichkeit auch die Studenten der anderen Kurse noch näher kennenzulernen. Wir sehen uns das Mausoleo die Obulacco und il monumento a Plauto an. Die Führung hält Cesare in Italienisch und es ist beeindruckend wie viel ich nach dieser kurzen Zeit verstehe und wie wenig ich nachfragen muss. Nach dem Museum bekommen wir die Möglichkeit in der Cattedrale di San Vicinio vom Priester das berühmte „collare“ umgelegt zu bekommen. Das collare ist eine Art Fessel. Ein Halsband das früher für die Exorzismen benutzt wurde. Ganz egal wie gläubig man ist, es ist ein beeindruckender Moment mit gesenktem Kopf vor dem Priester zu stehen der dir dann das collare umlegt und ein Gebet mit dir spricht…
Nach einem gemütlichem Kaffe fahren wir wieder zurück und ich treffe noch die beiden Schweizer Karin und Erich im Café an der Piazza. Die beiden sitzen an ihren Hausaufgaben und mir fällt ein dass ich noch einiges zu tun habe. Zuhause angekommen erzähle ich erst einmal Maria von meinen Erlebnissen und dabei fällt mir auf, dass ich ihr tatsächlich jeden Tag mehr erzählen kann. Ihr fällt das auch auf und sie ist sehr stolz auf mich. Nach einem hervorragenden Essen schauen wir noch zusammen Commisario Rex und dann gehe ich tatsächlich noch Hausaufgaben machen und lernen…
Die erste Woche neigt sich dem Ende zu – ich habe viele nette Menschen kennengelernt. Ich habe gelernt Land und Leute zu genießen und mich meinem Tempo anzupassen und ich habe zweifelsohne mein Italienisch sehr verbessert…
Aber auch der erste Abschied steht bevor. Erich war nur für eine Woche hier und fährt heute nach Hause zu seiner Familie auf die er sich sehr freut. Für mich steht noch eine ganze Woche auf dem Programm und ich freue mich sehr auf das Wochenende.
Ich werde den Markt in Cesena besuchen und vielleicht auch nach San Marino und San Leo fahren. Aber zuerst werde ich das große Fest in Bagno genießen…
Bilder vom Museum folgen sobald ich zuhause bin…
Ci vediamo