Also mal ganz ehrlich – ist ein Feiertag nicht ein Tag an dem man lustig sein muss? Ein Tag den man genießen muss ganz einfach weil es schön ist frei zu haben? Möglich – aber ich habe heute definitiv schlechte Laune und ich stehe dazu. Ich stehe nicht nur dazu, ich pflege sie und das Recht sollten wir uns alle rausnehmen. Ich suhle mich im Feiertagsblues und dabei gehen mir verschiedene Gedanken durch den Kopf…
Es ist kalt und es regnet und deshalb zweifel ich gerade sehr stark daran dass es tatsächlich noch einmal Sommer wird. Kann sich noch irgendjemand von euch an diese Sommer erinnern die spätestens im Mai mit Frühling anfingen und im September oder Oktober mit dem Altweibersommer geendet haben? Vielleicht gehöre ich schon zu den alten Weibern des Altweibersommers und vieleicht werden auch immer mehr meiner Sätze mit „Früher war alles anders…“ beginnen, aber es war doch auch tatsächlich anders oder ist das die verklärte Sicht der Dinge auf die Vergangenheit?
Zu dem Thema „verklärte Sicht der Dinge“ fällt mir gleich noch etwas ein. Ich muss an eine Bekannte von mir denken, die sich nach dem berühmt, berüchtigten Rosenkrieg in dem sie kein gutes Wort am „Nochehemann“ ließ, auf zahllose Geschichten eingelassen hatte. Jede davon war sowohl tragisch als auch zugleich extrem komisch. (Zumindest für Aussenstehende ziemlich komisch 😉 ) Nachdem also nichts davon wirklich geklappt hat weil sie krampfhaft ihren nächsten Ehemann gesucht hat anstatt einfach einmal das Leben zu genießen, sitzt sie mir jetzt verbittert beim Essen gegenüber und ich höre die Geschichte ihrer Ehe.
Zum gefühlten 300.ten Mal und doch ist die Geschichte dieses Mal anders…Sie handelt von wunderschönen Urlauben, romantischen Spaziergängen direkt in den Sonnenuntergang hinein und sagenhaftem Sex. Und da drängt sich mir doch ganz spontan die Frage auf warum sich dieses perfekte Paar getrennt hat? Warum haben diese beiden nicht weiter den Tanz auf der rosa Wolke getanzt? Vielleicht um anderen Menschen die Chance zu geben in den Genuß dieser beiden nahezu perfekten Menschen zu kommen? Oder ist es nicht eher so, dass der Mensch dazu neigt irgendwann nur noch die positiven Dinge im Kopf zu behalten? Vor allem wenn gerade alles nicht so toll läuft und man selbst daran zweifelt das richtige getan zu haben?
Oder der verhasste Job… Man jammert immer und überall darüber, ist total unzufrieden und hat schon am Sonntag Nachmittag Magenschmerzen weil man weiß dass man am Montag arbeiten muss. Man ist entweder total über- oder extrem unterfordert und doch ändert man nichts. Warum? Mein guter Freund Paul erzählt mir seit Jahren regelmäßig wie schlimm es bei ihm in der Arbeit ist. Das Thema ist so präsent dass sich alle Gespräche darum kreisen, aber wenn ich ihn besorgt frage warum er sich keinen neuen Job sucht dann kommt ein überraschtes „…ja so schlimm ist es auch nicht…“
Warum ist es auf einmal nicht mehr so schlimm? Vielleicht weil man ein Risiko eingehen müsste? Weil man riskieren müsste die neue Arbeit nicht zu können und sich neuen Herausforderungen stellen müsste anstatt in der alten, langweiligen aber sicheren Lethargie weiterzuleben?
Jeder von uns hat es in der Hand sein Leben zu verändern, wir haben immer eine Wahl, wir haben immer die Möglichkeit neue Wege zu beschreiten – ABER es gehört Mut dazu, verdammt viel Mut und man muss bereit sein auch mal einen Schritt zurückzugehen um dann wieder 2 Schritte vorwärts gehen können…
Meine schlechte Laune weicht gerade einer grundlegenden Erkenntnis: Leben heißt Risiken eingehen, vielleicht auch manchmal stolpern und mit Sicherheit auch öfters fallen. Aber das alles gehört dazu und egal wie schlimm es einem gerade erscheinen mag – wir sind keine Opfer! Wir haben immer eine Wahl! Aufstehen oder Liegenbleiben?
Ich entscheide mich prinzipiell für das aufstehen, auch wenn es manchmal wirklich schwer ist. Aber nach jedem Aufstehen ist man stärker als je zuvor weil man seinen eigenen Weg gegangen ist und der eigene Weg immer der richtige ist…
In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Abend ❤