Die wichtigste Neuigkeit an diesem Morgen war eindeutig die, dass es aufgehört hatte zu regnen. Die zweite wichtige Nachricht: Das Frühstück ist fertig. Wir genossen es mittlerweile sehr, jeden Tag verwöhnt zu werden, und machten uns dann, frisch gestärkt und ausgeruht, auf den Weg zur „Pferde-Autobahn“. Mit dieser Beschreibung hatten uns zumindest Claudia und Peter den ersten Teil unserer Strecke erklärt. Als wir an dem Weg angekommen waren, war uns klar, warum dieser Weg die Autobahn genannt wird. Der Weg war breit, übersichtlich und mit angenehm weichen Boden. Das bedeutete für uns, dass wir endlich mal wieder Gas geben konnten. Ok, eigentlich durften nur Despo und Soleo richtig Gas geben, für Paul war es immer noch langsamer Trab.
An diesem Tag ritten wir direkt an einer sagenumwobenen Stelle vorbei und mussten natürlich einen Abstecher machen. So standen wir mitten im Wald und vor uns der Jungfrauenstein. Um diesen großen Opferstein ranken sich viele mystische Geschichten. Eine davon handelt von der Entstehung des „Wackelsteines“. Drei Riesenjungfrauen sollen den Jungfrauenstein in ihrer Schürze, getragen und ihn an dieser Stelle fallen lassen haben. Spannend daran, dass man ihn an der richtigen Stelle tatsächlich ganz leicht bewegen kann, er aber doch fest aufliegt. Dadurch erschien der Stein der Bevölkerung damals schon als heilig und es wurde jedes Unterfangen, den Stein von seiner Unterlage herunterzustoßen, schwer bestraft. Wir wollten unser Glück nicht herausfordern und wollten auch nichts stoßen, nur ein bisschen wackeln und einige Bilder machen. Bilder von uns, vom Stein und von den Pferden.
Unserer Meinung nach, passten wir hervorragend auf und an diesen Stein. Die Jungfrauen schienen jedoch anderer Meinung zu sein, denn wie aus dem Nichts ging ein kurzer aber heftiger Graupelschauer auf uns nieder. Um es uns nicht komplett mit den Jungfern zu verscherzen, setzten wir vorsichtshalber zum Rückzug an und ritten weiter. Wer weiß, was den alten Jungfern sonst noch so eingefallen wäre…
Unsere Fähigkeit Karten zu lesen, verbesserte sich spürbar von Tag zu Tag und so kamen wir an diesem Tag überpünktlich bei unserer Nachtstation „Zum Großn“ an. Hier wurden wir von Heike und dem Wirtspaar Nicki und Walter begrüßt. Unsere Pferde hatten heute schöne, große Boxen und widmeten sich entspannt ihrem Heu, während wir unser Zimmer bezogen. Das 8 Bett-Zimmer erinnerte ein bisschen an eine Jugendherberge, war aber gemütlich und sauber.
Nachdem wir geduscht hatten, ließen wir uns im Restaurant bekochen und gingen die Strecke für den nächsten Tag durch. Nicki erklärte uns die ersten relevanten Abzweigungen und so fühlten wir uns bestens gerüstet und konnten den Abend ruhig ausklingen lassen. Auch hier kamen wir wieder ins Gespräch mit interessanten Pferdemenschen und irgendwie gehen dabei die Themen nie aus…