Ich weiß nicht wann mich der Wahnsinn überkommen hat. Es war irgendwann zwischen Weihnachten und Silvester, es lag Schnee und in meiner tropisch beheizten Wohnung sah der Schnee echt schön aus 😉
Ich sollte auch Wintersport machen – gesagt, getan und erstmal gegoogelt. Langlaufskating erschien mir optimal, das wirkt relativ sportlich aber ich muss nicht in den Abgrund rasen, denn ich habe Angst vor dem Berg.
Ok, eher davor dass ich das mit dem Bremsen nicht drauf habe und als erste Schneelawine des Jahres die bayerischen Berge runterschieße…
Also habe ich angefangen zu suchen und bin fündig geworden bei einer Skischule im Bayerischen Wald. Der Chef war mir auf Anhieb sympatisch weil er im Sommer Wanderritte veranstaltet. Das musste ein Omen sein und bei dem Unterfangen „Ich mag den Winter vielleicht doch“ muss man definitiv jedes Omen positiv deuten. Skilehrer Georg ist dann aber der Meinung dass es doch äußerst sinnvoll wäre wenn ich Alpin lerne, zumal mein Freund ja auch Alpin fährt. Hmmmm, das hat eine gewisse Logik die ich nicht abstreiten kann. Zumal Langlaufskating für meine kaputten Kniegelenke auch nicht so toll sein soll. Ich bin immer noch der Meinung dass er meinen Unterricht nur deshalb übernommen hat, weil er jetzt schon weiß das er etwas zum Lachen haben wird 😉
Ich bin in Niederbayern aufgewachsen und hier ist man im Niemandsland – bergtechnisch gesehen. Warum muss ich mich also jetzt mit sowas auseinandersetzen? Ach ja, weil ich ja auf einmal den Winter mag und sportlich bin 😉
Ok, ich habe es gebucht und nachdem mir der Skilehrer Georg schon per WhatsApp Nachricht mitteilt dass ich mir „net de Wadeln obscheißen“ soll, packe ich meine Sachen um morgen zum ersten Skiurlaub meines Lebens aufzubrechen. Mit bei mir meine nagelneue Skijacke, meine sündteure Pudelmütze und die überaus hässlichen aber lt. Verkäuferin unverzichtbaren Moon-Boots. Ich erwähne jetzt nicht dass mein geliebter und immer fürsorglicher Freund einen Lachkrampf bekommen hat als ich ihm diesen überaus wichtigen Kauf vorgeführt habe, denn er hat solche Dinger – die anscheinend alles für den gut vorbereiteten Skifahrer bedeuten – nicht 😉 Ich denke jetzt nicht weiter darüber nach und bin froh und dankbar dass es nicht noch mehr gab das die Verkäuferin loswerden wollte. In meiner Unwissenheit hätte ich mir auch noch ein rosa Tütü besorgt wenn das meine Kurventechnik verbessert.
Mein ganzes Leben habe ich mich gefragt wie man schon seit Oktober nervös werden kann und den ersten Schnee kaum erwarten kann und um ehrlich zu sein hege ich tief in mir drin noch die Hoffnung auf entspannte und plötzlich auftretende 30 Grad die alles zum Schmelzen bringen und mir einen sauberen und „unschuldigen“ Ausweg aus dem Ganzen ermöglichen. Der Skilehrer hat meine Hoffnungen allerdings gerade mit einem Satz zunichte gemacht: „Super-Schneeverhältnisse“
Ok, ich bin bereit und morgen früh geht es los und zumindest werde ich verdammt gut aussehen wenn ich nach 1000 Jahren im Eis wieder gefunden werde und ich hoffe das ich dann auch die stylischen schwarzen Lackmoon-Boots anhabe und die Menschen werden dann sagen „…ja die brauchte man damals um im Winter zu überleben!“