DIE ALPENÜBERQUERUNG – DER 7.TE REITTAG – Teil I

Ich starte am frühen Morgen und fahre mit Katrin zum Stall. Heute ist improvisieren angesagt, denn vor uns liegt der Ritt durch den Reschentunnel und hierzu ist es wichtig, dass die Pferde den richtigen Halt haben. Wir können es uns nicht leisten ohne die wichtigen Widia-Stifte zu reiten. Katrin hämmert die abgebrochenen raus, baut neue rein und schon ist mein Pferd bereit, für den anstrengenden Tag der vor uns liegt.

Laut Veranstalter wird dies heute der schlimmste Tag, weil wir zu 80% auf der Teerstraße sind. Ich denke, dass dies keinen großen Unterschied macht, da wir auch bisher überwiegend auf Fahrradwegen unterwegs waren (also ebenfalls asphaltierten Wegen) und der einzige Unterschied heute der sein wird, dass wir schnell durch den Tunnel kommen müssen. Es geht noch einmal kurz zurück in unser Hotel zum Frühstück und dann kann es losgehen. Wir starten mit dem unvermeidlichen Jagdhorn und mittlerweile finde ich es witzig. Alle Pferde haben sich daran gewöhnt und so gibt es keine nervösen und tippelnden Pferde mehr. Wir ziehen los und mir fällt auf, dass wir nicht mehr die  Einzigen sind, die ihr Pferd zu Beginn führen.

Wir gehen durch ein schönes Dorf und genießen die Häuser, das Bergpanorama und auch die geschnitzten Figuren. Soleo hat sich abgeregt und dankenswerter Weise seine Holzphobie wieder vergessen.  😉

Als wir alle an einer stark befahrenen Hauptstraße stehen und auf eine Möglichkeit zum Überqueren warten, ertönt der Ruf „Alle aufsteigen, jetzt!“ Georg sieht mich irritiert an. Da wir jedoch niemanden aufhalten wollen, fragen wir nicht nach und steigen auf. Bis 6 Reiter am Pferd sind, dauert es eine Zeit und weil wir nicht alleine auf dieser Welt sind und hinter uns Autos warten, verzögern wir mit diesem Manöver, nicht nur für uns, die Überquerung der Straße.Die Pferde fangen an zu tippeln, weil sie nicht wissen wie sie die plötzlich auftretende Hektik bewerten sollen und wir stehen alle auf engstem Raum, zwischen Hauptstraße und nachfolgenden Verkehr gequetscht. Irgendwann kommt der nächste Schrei und wir sollen losstürmen wie die Kavallerie bei der Schlacht am Little Bighorn.  Das Chaos das dabei entsteht, dürfte übrigens ähnlich gewesen sein.

Da der eher halbherzige Versuch die Autos von beiden Seiten zu stoppen nicht erfolgreich war, kommt jetzt nämlich die Holzhammermethode: Augen zu und durch. Wir sind wie immer hinten und können es nicht fassen, während ich immer noch die „Los, Los!!!“ Rufe höre. Ich hänge an meinem Leben und der Rest tut dies anscheinend auch und so warten wir lieber bis der Verkehr steht, stürmen dann aber sofort pflichtbewusst hinterher. Wir wollen die Aktion ja nicht unnötig verzögern, denn wenn es so wichtig ist aufzusitzen, wird das seinen Grund haben. Vermutlich müssen wir dieser Straße längere Zeit folgen. Der Gedanke ist noch nicht zu Ende gedacht, da biegen wir schon auf einen Wiesenweg ab. Und wegen dieser paar Meter der ganze Aufstand?

„Warum muss ich an einer gefährlichen Stelle aufsteigen um die Straße zu überqueren?“ kommt es fragend von Georg. Ich überlege kurz und antworte dann „Vermutlich damit du besser aussiehst wenn dich ein Auto überfährt. Auf dem Pferd sitzend wirkst du gleich viel heldenhafter, als Fußgänger ist das nicht so spektakulär!“ Die Antwort gefällt ihm und lachend reiten wir den Wiesenweg entlang. Manche Dinge darf man einfach nicht ernst nehmen.

Es geht weiter, wieder einmal auf dem Radweg und neben der Schnellstraße. Der Weg zieht sich endlos dahin und das Wetter wechselt ständig zwischen sonnig, kühl und dann wieder windig. Nach diesem eher anstrengenden Stück kommen wir im Anschluss zu einem wunderschönen Teil der Strecke. Die Grenzfeste Altfinstermünz. So finster wie sich das anhört ist es jedoch gar nicht, sondern sehr beeindruckend. Es handelt sich um die ehemalige Zollstation und bei Nauders führt die Brücke über den Inn. Inmitten des Inns steht der alte Klausenturm mit der Holzbrücke, die ein Bindeglied zwischen Tirol und dem Engadin bildet. Seit der Römerzeit führt der Weg der Via Claudia Augusta hier durch und es beeindruckt einerseits durch den laut rauschenden Fluss und andererseits durch die einfache Schlichtheit.

Reiterlich ist meine Herausforderung, dass Soleo warten muss, bis alle Pferde über die Brücke und durch das Tor im Turm gegangen sind und er dann erst folgen darf. Er ist nervös und tänzelt, aber das ist auch verständlich. Es ist extrem laut und alle Kumpels sind außer Sichtweite, er schafft es trotzdem wieder ruhig zu werden und abzuwarten. Ein tolles Gefühl, als er dann nicht hinterher stürmt sondern im normalen Tempo über die Brücke geht und mir die Gelegenheit gibt, das alles bewusst wahrzunehmen. Einziger Wermutstropfen an diesem Ort: Katrins Handy fällt runter und sie hat nicht nur die unvermeidliche Spider-App, sondern einen kompletten Totalschaden…

Wir reiten weiter und kommen dann zu der Abzweigung, die wir nehmen müssen um den alten und mittlerweile gesperrten Reschentunnel zu erreichen. An diesem müssen wir pünktlich sein, weil wir dort von der Polizei abgeholt werden, die uns wiederum durch den aktiven Teil des Tunnels geleitet und den Verkehr für uns stoppt. Den Zugang zu dem Weg den wir jetzt reiten müssen, hat jedoch jemand mit großen Steinen versperrt. Vermutlich, weil der Weg nicht benutzt werden soll…

Wir beginnen zumindest so viele Steine beiseite zu schaffen, dass wir  irgendwie mit den Pferden über diesen Haufen klettern können. Als das gelungen ist, erklimmen die Pferde einen steilen Serpentinen-Fußweg nach oben und er ist teilweise so schmal, dass es an ein Wunder grenzt, dass hier nichts passiert.

Endlich oben angekommen kommt man sich vor, wie in einem Endzeitfilm aus den 80ger Jahren. Dort wo einst die Straße war, die alle sonnenhungrigen Bayern nach Italien geführt hat,  liegt jetzt Schmutz, Felsbrocken und Geröll. Wegen der Steinschlaggefahr ist es vorgeschrieben, dass wir in den Tunnel reiten und dort warten bis die Polizei kommt. Das gibt mir Zeit mich umzusehen. Wasser läuft von der Decke, es ist eiskalt und es herrscht ein bedrückendes Gefühl, aber es ist ein Abenteuer und man kann nicht leugnen, dass die Spannung mit jedem Moment wächst.

Leider kommt unser Geleitschutz zu spät. Um genau zu sein, lassen sie uns 1 1/2 Stunden warten. Das Gute daran ist, dass unsere Versorgung gut funktioniert und das Picknick vorgezogen wird. Das bedeutet, dass ich zwar immer noch friere, aber wenigstens keinen Hunger mehr habe.

Dann geht alles ganz schnell. Die Polizei ist da und das einzige was wir mitbekommen ist, dass die Beamten sehr darauf drängen, dass wir Gas geben sollen. Am liebsten wäre es ihnen, wenn wir im Galopp durch den Tunnel rasen würden. Ein zuverlässiges Pferd muss nach hinten und so reihe ich mich mit meinem Buben hinter den anderen ein. Dieses Mal sind wir aber nicht allein, denn Patricia ist mit ihrem Paul bei uns.

Unser Job ist es, alles von hinten zu sichern. Eigentlich kein Thema, aber mein Pferd verpasst den Anschluss. Schließlich muss er erst einmal schauen, was da hinter uns so blinkt und warum die fremden Leute da stehen. Das doch sehr laute Klappern der Hufe auf der Straße weckt ihn wieder auf und lässt ihn erkennen, dass die Kumpels schon gestartet sind. Nach den ersten Schrecksekunden beruhigt er sich und los geht es. Der Tunnel ist anfänglich offen und schließt sich dann komplett. Im flotten Trab schießen wir in den dunklen Teil und das ist einfach Adrenalin pur.

Ich glaube genau für diese Momente hat sich sämtlicher Ärger und Stress gelohnt. Im Tunnel stehen Bauarbeiter mit ihren Lampen und man sieht ihnen ganz deutlich an, dass man so etwas hier auch nicht oft sieht. Einige filmen, andere winken, ich bin geflasht und merke, dass ich das breite Grinsen in meinem Gesicht nicht verändern kann.

40 Eisen klappern durch den Tunnel, das Geräusch ist beeindruckend und man muss begeistert und glücklich sein. Die Endorphinausschüttung ist in vollen Gang und so viele Glückshormone beflügeln. Wir kommen an den Autos vorbei, die wegen uns warten müssen und man merkt, dass der Funken überspringt. Jeder winkt und lacht und ich glaube, dass wir während der ganzen Reise nicht einmal so gesammelt glücklich waren. Dieses Erlebnis verbindet definitiv und wir alle sind so wahnsinnig stolz.

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Karlheinz hat im Tunnel sein Stallhalfter verloren und die Veranstalterin bringt es ihm nach. Deshalb steigt er ab und verstaut es wieder auf seinem Pferd. Dann sitzt er wieder auf. Karlheinz wäre aber nicht Karlheinz, wenn das alles wäre.

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Aber die Geschichte wie ich zum ersten Mal in meinem Leben komplett die Beherrschung verliere und das Bedürfnis habe mich zu prügeln kommt im nächsten Teil…

Die Alpenüberquerung – Der 4.te Reittag

Der 4.te Reittag – Es menschelt…

Der Tag 4 ist wohl irgendwie ein verhexter Tag. Nicht nur, dass dieser Tag (auch mit Abstand betrachtet) der schlimmste Tag dieses Rittes war, nein, er ist auch einfach verschwunden. Also zumindest ist er aus meiner Seite verschwunden. Ich hatte den Artikel in meinem Blog am Samstagabend online gestellt und am Sonntagmorgen war er weg. Ich bin wirklich froh, dass ich von einigen von euch schon Reaktionen erhalten habe, denn sonst würde ich jetzt wahrscheinlich an meinem Geisteszustand zweifeln. Aber heißt es nicht immer man wächst an seinen Aufgaben? So soll es wohl auch dieses Mal sein und ich fange noch einmal ganz von vorne an.

Wir sind also bei unserem vierten Reittag. Es ist mittlerweile Sonntag. Wie jeden Morgen ist auch heute beim Frühstück eine Art „Vorbesprechung“. Dieses Mal erfahren wir zwischen Kaffee, Semmel und Ei, dass wir eventuell auf freilaufende Kaltblüter treffen werden und dann einfach davon traben sollen. Aha… Ich bin irritiert und sehe an den Blicken der anderen Teilnehmer, dass es Ihnen ähnlich ergeht. Was ist mit dem Herdentrieb? Was mit der Tatsache, dass dies eine direkte Aufforderung zum hinterher rennen ist? Oder mache ich mir umsonst Gedanken, weil diese besonderen Kaltblüter ein Holzbein haben und nicht so schnell humpeln können wie wir traben? Vielleicht hängen sie an einer Kette wie ein Hofhund oder sind sie vielleicht einfach besser erzogen als unsere Pferde und sagen sich „Ach, das sind ja die Wanderreiter. Da müssen wir stehen bleiben!“?

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Ich kann die Aussage nicht nachvollziehen und will mehr wissen. Meine Frage ob diese Vorgehensweise wirklich so intelligent ist, wird im ersten Anlauf nicht beantwortet. Auf mein mehrfaches Nachfragen bekomme ich dann aber noch eine zusätzliche Auskunft. Die Reiter, die offene Westernzügel haben, sollen nach außen gehen und mit dem wedelnden Zügeln den anderen die Pferde vom Leib, bzw. vom Pferd halten. Das hätte bisher immer geklappt. Das ich da aber nicht selbst drauf gekommen bin? 😉

Nachdem also der Umgang mit fremden Vierbeinern geklärt ist, kommt die nächste Information. Heute überqueren wir die Fernpass-Straße, da müssen wir uns alle beeilen um gemeinsam rüber zu kommen und wir müssen die Packtaschen abnehmen, weil wir eine Brücke überwinden müssen, die um eine Felsnase herumführt und äußerst gefährlich ist. Irgendwo wäre irgendwann ein Italiener an sowas schon mal hängengeblieben und soll mitsamt panischem Pferd abgestürzt sein. Die Information mit den Packtaschen und der zügigen Überquerung der Straße finde ich wichtig und sehr gut. Den Rest? Lasst es mich so sagen: Ich bewundere jeden Tag aufs Neue das psychologische Fingerspitzengefühl…

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Ich beschließe erst einmal abzuwarten und bin froh, dass Georg schon bei den Pferden ist. Das entsetzte Gesicht seiner Frau zeigt mir, dass sie die Auskünfte über den Tagesverlauf ebenfalls nicht sehr beruhigend fand.

Ich bin in diesem Moment sehr froh, dass wir uns entschlossen haben diesen Ritt gemeinsam zu machen. Wir kennen uns sehr lange und sind ein eingespieltes Team. Jeder weiß was er kann und vor allem wissen wir, dass wir uns blind aufeinander verlassen können. Eigentlich hatten wir den Plan entspannt ganz hinten zu gehen, einfach und locker mitzureiten und uns um nichts zu kümmern – schließlich haben wir Urlaub. Seit dem ersten Reittag ist uns jedoch klar geworden, dass man die Augen nicht so verschließen kann und so sichern wir die Gruppe von hinten ab, Georg blockt Straßen und vieles mehr. Viele Mitreiter wissen das mittlerweile zu schätzen und die meisten unserer Mitreiter sind auch wirklich super nett. Es ist dieser Spaß den wir miteinander haben, der uns immer wieder davon abhält abzubrechen. Während wir die Paddocks abbauen und die Pferde satteln, machen Georg und ich unsere persönliche Tagesbesprechung und wie immer ist klar, dass wir auf uns selbst aufpassen müssen und je nach Situation entscheiden werden.

Die Besitzerin von Siri hatte gestern ganz offen die Frage gestellt, ob es für jeden in Ordnung ist, wenn sie heute mitkommt. Sie will keinem zur Last fallen, weiß aber nicht ob ihre Stute die Tagesetappe durchhält. Ich war positiv überrascht, dass alle zugestimmt haben. Vielleicht täuscht man sich doch in manchen Menschen und sie können nur nicht so aus sich raus kommen.

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So geht es also heute wieder mit der kompletten Gruppe los. 10 Pferde – 10 Reiter und es startet wunderschön im sonnigen Frühnebel. Als wir in den Wald kommen, beeindruckt die Schönheit der Natur erneut und trotz manch seltsamer Situation gibt es durchaus auch witzige Begebenheiten. (Auch wenn ich diesen Witz bisher für mich behalten habe 😉 )

Wir müssen steil bergab gehen und deshalb führen wir. Ganz vorne wird ein Zitronenfalter entdeckt der auf einer Distelblüte sitzt. Wie bei Kindern wird diese Entdeckung nach hinten weitergegeben. „Zitronenfalter, Zitronenfalter, Zitronenfalter..“ Das wiederholt sich 9x bis es bei mir ankommt. Da ich ganz hinten bin und das Tempo gerade überschaubar ist, beschließe ich ein Bild von dem legendären Zitronenfalter zu machen, den alle so toll finden. Ich zücke also mein Handy und visiere ihn an, während ich in der anderen Hand die Zügel meines Pferdes halte. Bevor ich abdrücken kann macht es einen Haps… Ich starre entgeistert mein Pferd an. Er leckt sich genüsslich über die Lippen und sieht zufrieden aus. Vollkommen ungerührt kaut er Distelblüte mit Füllung. Da wo mal der Zitronenfalter war, ist jetzt nichts mehr. Obwohl es makaber ist, muss ich grinsen. Ob mein Pferd jetzt wohl Schmetterlinge im Bauch hat? Ich beschließe diese spannende Frage nicht mit meinen naturverbundenen Mitreitern zu diskutieren, denn das würde Soleos Image als nettes Pferd mit Sicherheit zerstören.

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Distel ohne Blüte und Zitronenfalter 😉

Wir reiten weiter Richtung See. Heute nicht nur, weil es auf dem Weg liegt und die Organisatorin dort Bilder machen will, sondern auch weil eine Mitreiterin Probleme mit dem Sattel hat und der Papa den Ersatzsattel bringt. Solche Papas sind wirklich Gold wert. Auf dem Weg dorthin treffen wir auch wieder auf eine größere Gruppe neugieriger Kühe. Anscheinend scheint die Gruppe vergessen zu haben, dass Siri Probleme mit den Kühen hat. Für unsere Jungs ist das jedoch kein Problem, Georg geht mit Apollo links, ich mit Soleo rechts und die Pferde fangen sofort an zu arbeiten und halten die Tiere auf Abstand. Es wirkt, als wenn sie nie etwas anderes getan hätten. Es ist auch schön zu sehen, wie schnell die Stute versteht, dass ihre Jungs auf sie aufpassen und sie dann auch relativ entspannt durch die Herde geht. In der kurzen Pause die wir machen gesellt sich noch ein Reiter aus der Gruppe zu uns und so haben wir alle etwas davon. Wir leben unseren Cowboytraum und Siri muss keine Angst vor Kühen haben.

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Yehaaaa….

 

Es geht weiter und nach einem kurzen Fotoshooting beginnt der anstrengende Aufstieg. Der Weg schlängelt sich den Berg entlang nach oben und bringt die Pferde an ihre Grenzen. Nachdem wir das geschafft haben, gönnen wir ihnen eine kurze und wohlverdiente Pause bevor es weitergeht. Auf dem Weg nach unten folgt die Anweisung für die Überquerung der Fernpass-Strasse. Warnwesten an, alle unten an der Straße sammeln, Straße blocken, gemeinsam zügig antraben und immer zusammenbleiben. Ich bin beeindruckt! Das ist eine Ansage die sogar mir, mit meinem ständigen Sicherheitsdenken, keinen Grund zum Meckern gibt. Vielleicht habe ich mich doch getäuscht und es brauchte nur ein bisschen Anlauf um gut zu werden.

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Wir ziehen also die Warnwesten an und steigen weiter ab Richtung Straße. Die ersten erreichen den Straßenrand und wir sehen von oben, dass es jetzt irgendwie hektisch wird. Wir sind immer noch zu dritt dabei den Weg runter zur Straße zu kommen. Zur Erinnerung: Es ist ein Berg und geht deshalb bergab! Wir hören einen Schrei und alle rasen im Trab los. Wir stehen immer noch am Berg und ich glaube wir sind alle gerade unsagbar froh, dass wir unsere Pferde kontrollieren können. Würden sie jetzt dem Herdentrieb folgen, würden wir ohne Chance einem Auto auszuweichen auf die Straße donnern. Es wäre manchmal tatsächlich hilfreich sich umzudrehen bevor man losreitet. Goldene Regel beim Reiten in der Gruppe: Niemals die Gruppe trennen und erst losreiten wenn alle bereit sind. Das lernt man bereits in der Grundausbildung des Reitens. ABER es ist ja alles gut gegangen, wir wollen nicht schon wieder belehren und deshalb beschließen wir, uns den Tag nicht vermiesen zu lassen. Wir haben Urlaub und wollen Spaß haben.

Die nächste Unstimmigkeit kommt aber direkt auf uns zu. Genau genommen lässt sie sich nach hinten fallen. Unsere Rittführung ist sauer. 2 Reiterinnen haben sich nicht an die heilige Reihenfolge gehalten. Sie hat zwar nie direkt gesagt, dass sie keiner überholen darf, aber für sie ist das eine unverzeihliche Frechheit. Ich finde es nicht dramatisch. Jeder Reiter weiß, dass Pferde unterschiedliche Schrittlängen haben und entspannter sind, wenn man das Tempo hier anpasst. Georg und ich bremsen unsere Pferde seit dem ersten Tag und es macht nicht immer Spaß. Anstatt aber ein klares Wort zu sprechen, hat die Rittführung beschlossen sich hinten zu verstecken um den beiden eine „Lehre zu erteilen“ wenn sie sich nicht mehr auskennen. Georg und ich sollen das auch tun. Obwohl ich bisher versucht habe ruhig zu bleiben, bin ich jetzt fast gezwungen zu antworten. „Sorry, ich bin nicht im Kindergarten. Wenn du was von ihnen willst, sag es einfach“ Dieser Kommentar kommt genauso schlecht an, wie Georgs Ausführung über die Verantwortung und Aufgaben eines Rittführers. Vermutlich werden wir heute nicht die beliebtesten Reiter des Tages werden.

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Zu allem Überfluss war der Zeitpunkt ziemlich schlecht gewählt, denn der Weg hat sich verengt. Da sie sicherstellen muss, dass die Brücke bereitbar ist, wäre es jetzt an der Zeit nach vorn zu reiten und das zu prüfen. Schwierig, wenn man sich eine Engstelle schafft und dann an allen Pferden vorbei muss, auch an denen die fremde Pferde nicht so nah hinter sich mögen. Irgendwann hat sie es dann geschafft und wir hören lautes Schimpfen, können aber dank Distanz und Dialekt den Inhalt nicht verstehen. Manchmal vielleicht auch besser so …

Wir sind dann irgendwann tatsächlich an der Brücke angekommen und weil wir gelernt haben, dass wir uns besser auf uns selbst verlassen, übernehme ich die Pferde, während Georg die Brücke prüft. Als er zurückkommt, kann er uns beruhigen. Sie ist relativ neu, stabil und mit hohem Geländer und somit sicherer wie manch andere Brücke die wir schon überritten haben. Soleo und ich sichern wie immer den Schluss unserer Truppe ab und so blockiere ich jetzt auch mehrere Mountainbiker, die nicht einsehen wollen warum sie nicht vorbei dürfen. Nebenbei bemerkt, ist dieser Teil der Strecke ausdrücklich als „Schiebestrecke“ ausgewiesen. Auf das wiederholte genervte „Warum können wir nicht einfach vorbei?“ muss ich doch die bekannt liebevolle, niederbayerische Art herausholen. „Weil i des gsogt hob!“ Ahhhh, vielleicht hat er nett nur nicht verstanden, denn jetzt ist er zwar immer noch genervt, bleibt aber brav stehen. Seine Mitfahrer auch und so überqueren wir alle sicher die Brücke.

Blöderweise können meine neuen Freunde auch nach der Brücke nicht an mir vorbei, weil der Weg immer noch so eng ist und müssen warten bis wir an eine Burg kommen. Es ist die Burg Fernstein in der Gemeinde Nassareith und hier gelingt es endlich uns zu überholen. Wir bedanken uns so überschwänglich für das Verständnis und die Geduld, dass sogar die Biker lachen müssen.

Wir reiten noch ein Stück und erreichen dann unseren Picknickplatz. Bei aller Kritik an vielen organisatorischen Punkten muss man eines jedoch anerkennen. Unser Trossfahrer macht den besten Salat den man sich vorstellen kann und schafft es jeden Tag uns mit einer neuen Variante zu überraschen. Generell ist das Picknick sehr schön organisiert und sogar an Kaffee wurde gedacht. Dieser Punkt beruhigt unsere Gemüter wieder sehr, zumal jetzt auch unser Koffeinpegel aufgefüllt ist und Georg und ich dadurch schon sehr viel friedlicher werden. Mir fällt auf wie sehr man sich über Dinge freut, die man als selbstverständlich hinnimmt, z.B. unsere Pferde, die brav angebunden am Baum stehen bleiben oder Patricias Traber Paul der gechillt neben ihr döst.

Am heutigen Zielpunkt findet ein Countryfest statt und ich denke, dass wir das nach den heutigen Streitereien gut brauchen können. So können sich alle wieder beruhigen und wir morgen entspannt von vorn anfangen. Vor diesen frommen Wunsch hat der Wanderreitgott jedoch noch eine Prüfung gesetzt die es in sich hat …

Im weiteren Streckenverlauf werden wir auf einen Reitweg kommen. Lt. Organisatorin perfekt zum Galoppieren. Ich bin mir nicht mehr sicher ob es 5 oder 7 km waren, es war auf jeden Fall lang. Siri’s Besitzerin möchte ihr Pferd verständlicherweise lieber schonen, damit sie morgen nicht wieder lahmt und deshalb beschließen wir die Gruppe zu trennen. 6 Reiter nehmen die Strecke im Galopp, wir bleiben bei ihr und es schließt sich noch eine Reiterin an, so werden wir zu 4 im Trab oder Arbeitsgalopp folgen. Als wir auf die Strecke kommen, stellen 2 weitere Reiterinnen fest, dass der Untergrund steinhart ist und sie deshalb auch lieber bei uns bleiben. Das bedeutet: 4 gehen voran, der Rest folgt.

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Die Karawane der Ahnungslosen 🙂

Da wir den Weg nicht kennen, vereinbaren wir ein Treffen am Ende des Reitweges. So weit so gut. Der Boden ist sehr hart und wir gehen flotten Schritt. Alles kein Problem, alles in Ordnung. Bis zu dem Moment an dem wir am Ende des Reitweges ankommen. Denn hier ist niemand. Kein Reiter, kein Pferd, kein Hinweis, nichts.

Wir sind irritiert. Rechnen noch für einen Moment mit einem Versteck und stellen dann fest, dass es kein Scherz ist und wir tatsächlich irgendwo im nirgendwo stehen, keine Zieladresse haben, weder die Organisatorin noch sonst jemand telefonisch erreichen können und auch unsere Bitte nach Rückruf nicht erfüllt wird. Zufällig treffen wir auf ein Paar, dass die Reiter gesehen hat und uns somit die grobe Richtung weisen kann. Wir haben auf dem Weg noch einige Male das Glück auf hilfsbereite Passanten zu treffen. Je länger wir aber unterwegs sind, desto größer wird unsere Wut. Die Tatsache, dass noch immer keiner ans Handy geht, macht die Sache nicht besser. So habe ich mir einen organisierten Ritt nicht vorgestellt und so war auch noch keiner der vielen Ritte die ich bisher gemacht habe. Irgendwann erreicht die Reiterin, der ihr Sattel gebracht wurde, ihren Papa und der ist tatsächlich noch vor Ort. Er ist erleichtert von uns zu hören und fährt uns entgegen.

Unser Einlauf am Zielort, gleicht wahrscheinlich dem Einlauf der Gladiatoren. Auf den ersten Blick sehen wir, dass der Rest gut angekommen ist und bereits die Pferde versorgt hat. Es erfolgt keinerlei Begrüßung und auch sonst keine Reaktion auf das Geschehene. Ich kenne Georg viele Jahre, aber ich habe ihn noch nie so wütend gesehen. Mir fällt auf, dass er versucht seine Wut mit Beschäftigung abzubauen und ich bin überzeugt davon, dass noch nie ein Paddock so schnell und vor allem mit so tief versenkten Koppelpfosten errichtet wurde. Dann geht es ganz schnell irgendwie wie der Showdown in einem alten Western…

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Die Linedancer stampfen mit ihren Stiefeln im Takt der Musik und wir Wanderreiter stampfen auch. Allerdings nicht im Takt sondern es gleicht eher dem Stier vor dem Kampf. Einer aus der Gruppe kommt auf mich zu und ich bin kampfbereit. Er überrascht mich, als er von sich aus sagt, dass er die Aktion nicht in Ordnung fand und auf uns warten wollte. Allein konnte er sich nicht durchsetzen und ein Rückruf an die Organisation hätte wohl ergeben, dass sie weitergehen sollten. Die Organisatorin wollte uns abholen. Dazu hätte sie wohl an ihr Handy gehen sollen, oder? Ich erfahre außerdem, dass Unverständnis darüber herrschte, warum wir uns so anstellen. Das ist ein ausgewiesener Reitweg den kann man galoppieren. Ich weise darauf hin, dass dieser Begriff nur dafür steht, dass wir dort reiten dürfen und nichts über die Beschaffenheit des Bodens aussagt. Er zuckt die Achseln und schweigt. In der Zwischenzeit gibt es an der vordersten Front Tränen und Geschrei. Ich habe beschlossen mich tatsächlich komplett herauszuhalten und versorge lieber die Pferde. Letztendlich ist es Georg zu verdanken, dass sich alles wieder irgendwie beruhigt. Beim Abendessen kann man deutlich sehen, dass dies wohl eher ein oberflächlicher Frieden ist. Alle sitzen in Gruppen und es ist deutlich stiller als sonst.

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Als ich endlich im Bett liege und den Tag Revue passieren lasse, werde ich nachdenklich. Es ist faszinierend wie sehr solche extremen Situationen Menschen aneinander geraten lassen und wie sehr sie auch zusammenschweißen. Während ich darüber nachdenke höre ich den Regen auf das Dach prasseln und bevor ich einschlafe denke ich noch grinsend: „Na ja, zumindest haben wir keine Kaltblüter getroffen…“

Die Alpenüberquerung – Der 3.te Reittag

Heute liegt der bisher schönste und auch anstrengendste Reittag hinter uns. Nach dem Start mit einem tollen Frühstück, wartete schon meine neue Helferin auf mich…

Genauer gesagt stand sie mit ihren Gummistiefeln schon seit 6:30 Uhr bereit. Soleo bewies auch heute wieder, dass er trotz ausgebrochenem Pferd  das auf ihn zustürmte und der Tatsache, dass ihm gerade ein  kleines Mädchen etwas von geflochtenen Zöpfen  und rosa Schleifen erzählte, durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist.  😜

🦄

Allerdings gab es an diesem Morgen leider auch eine schlechte Nachricht. Ira’s Stute war es wohl gestern zuviel und deshalb fällt sie heute aus. So etwas ist immer traurig für alle. Bitter vor  allem auch für Ira, die wirklich diejenige in unserer Gruppe ist, die sich am besten vorbereitet hatte. So ziehen wir also heute mit 9 Menschen und 9 Pferden los und zumindest ein Teil von uns ist bedrückt. Wir hoffen, dass sich bis morgen eine Besserung einstellt und die beiden wieder dabei sein können.

Bevor wir zur heutigen Etappe starten, ertönt wieder das unvermeidliche Jagdhorn mit dem die Veranstalterin den Tag gern ein und manchmal auch ausläutet. Im Gegensatz zum ersten Tag, an dem alle Pferde das Tröten ziemlich erschreckend fanden, ignorieren es heute die meisten. Wir packen uns etwas zum Essen ein, denn heute gibt es steckenbedingt kein Picknick. Es sind viele tolle und vor allem lange  Trab-Strecken dabei und auch die Landschaft verändert sich zunehmend. Wir kommen heute sogar einmal auf eine Höhe von 1200 Metern und machen insgesamt 33 km.

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Für mich persönlich ist die Begegnung mit den freilaufenden Rindviechern oder auch Weidevieh (wie der Fachmund sagt) das Highlight des Tages. Wir reiten durch ein großes Gatter an dem schon auf die freilaufenden Kühe hingewiesen wird und zugegeben bin ich etwas nervös. Ich weiß aus der Erfahrung der letzten Tagen, dass mein Pferd keine Angst vor Kühen hinter einem Zaun hat und auch dann ruhig bleibt, wenn die Youngster spielend auf uns zugaloppieren. Ich habe jedoch keine Ahnung wie er reagiert, wenn dieser Zaun nicht mehr zwischen uns ist und wir direkt durch die Herde müssen. Ein bisschen schade finde ich hierbei, dass die Frage nach dem richtigen Verhalten in solchen Situationen unbeantwortet blieb. Nach mehrfacher Nachfrage gab es zumindest die Auskunft „Durchreiten.“ – Ja, das wäre uns jetzt so auch klar gewesen und ist genau die fachmännische Auskunft die man braucht um neue Situationen zu meistern. Gut, dass eine ganz liebe Mitreiterin aus Österreich kommt und auf ihren Reitwegen sehr häufig Kühe sind. Also handhabe ich es so, wie ich es auch mit jedem meiner Schülern handhaben würde: Wir klemmen uns an ein erfahrenes Pferd und ich werde je nach Reaktion handeln.

Was soll ich sagen? Soleo zuckt nicht mal, sondern ist interessiert. Es ist wirklich der Hammer!!! Keine Sekunde gezögert und mein Stolz ist unsagbar groß. Wir stehen inmitten dieses Glockengeläutes und irgendwie finden die Kühe uns genauso interessant wie wir sie.

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Die Pause machen wir inmitten in einer Herde neugieriger Kälber und Kühe und diese sind zwar neugierig, aber auch vorsichtig im Umgang mit den Pferden. Nach dem Aufsteigen will ich es natürlich wissen und muss testen ob Soleo Rinder treiben kann. Der Versuch gelingt im ersten Anlauf und man sieht deutlich wie toll auch mein Pferd es findet, dass die Rinder vor ihm weichen. Schmeichelt definitiv seinem Ego 😉

Ganz nebenbei kann man auch ganz deutlich die unterschiedlichen Naturelle der Pferde erkennen. Apollo ist sofort im Angriffsmodus und hechtet mit angelegten Ohren auf die Kühe zu, während Soleo souverän und beherrscht bleibt und sie ruhig aber konsequent dorthin treibt wohin ich das will. Ich würde jetzt gern sagen „…wie der Herr so`s Gscherr“ aber das glaubt wieder keiner und darum bin ich einfach super glücklich über mein entspanntes Cowhorse.  😍

Unser nächstes Ziel an diesem Tag ist der Grenzübergang nach Österreich und hier vor allem die Tankstelle an der Grenze zu Österreich. Schließlich sind Georg und ich seit dem Frühstück ohne Kaffee und somit definitiv auf Koffeinentzug. Wer uns kennt, weiß das dies ein grausliger Zustand ist, vor allem für alle anderen…

Kaum angekommen werden die Pferde getränkt und die Angestellten der Tankstelle sind hier echt super und total hilfsbereit. „Wasser für die Pferde am Klo, Kaffee kriagts bei uns“ Für die Touristenbusse und Familien sind wir so exotisch wie Ausserirdische und es werden viele Bilder von unserer Gruppe gemacht, Es werden Kinder für Erinnerungsbilder auf die Pferde gesetzt und die Stimmung ist entspannt. Nicht zu vergessen: Der Kaffee ist super! 👍☕️☕️

Nach diesem Stopp geht es zur letzten Etappe des Tages. Mit Begleitschutz überqueren wir die stark befahrene Straße und traben dann im flotten Tempo das letzte Stück zum Tagesziel.

Wir freuen uns dort Ira und ihre Stute Siri zu sehen. Vielleicht war die unfreiwillige Pause ganz gut für Stute Siri (das Pferd mit der Kuhphobie) weil sie somit den Hardcore-Kuh-Test nicht machen musste. Dank unserer Fachfrau Katrin, bekam Siri am Abend noch den „Katrin-Spezial-Huf-Verband“ angelegt und wir hoffen alle, dass die beiden morgen wieder mit uns kommen können.


Nachdem die Paddocks aufgebaut und die Pferde versorgt sind, können wir an uns denken. Bei der Hotelsuche stoßen wir auf den Hinweis zum Jakobsweg und manchmal denke ich, dass wir auch irgendwie eine Art Pilgerweg gehen. Zumindest üben wir uns in Ruhe und Gelassenheit und das ist manchmal gar nicht so leicht, aber bevor ich abschweife, suche ich lieber das Hotel und gehe duschen. Schließlich wartet der riesige Löwenteller auf uns.

 

Ein aufregender Tag liegt hinter uns und ich bin sehr gespannt was morgen kommen wird. Morgen geht es Richtung Fernpass und somit auf zu neuen Abenteuern…

Die Alpenüberquerung – Der 2.te Reittag

Tag 2: Ein wundervoller Start in den Morgen bei strahlendem Sonnenschein. Es ist immer wieder faszinierend, wie schnell sich das Gruppengefühl bei einem Wanderritt entwickelt.

Die Pferde sind schon ab dem ersten gemeinsamen Tag eine Gruppe und auch die Menschen verbindet das gemeinsame Abenteuer sehr schnell. Menschen die im Normalfall nie etwas miteinander zu tun hätten, lernen sich hier kennen. Man lernt aufeinander zu achten und Rücksicht zu nehmen. Manchmal geht das schneller und manchmal dauert es ein bisschen, aber es funktioniert immer 😜
Heute war deutlich zu merken wohin die Reise gehen soll, denn wir sind mittlerweile im Voralpenland angekommen.  Zusätzlich zu dem täglich wachsenden Bergpanorama, steigt auch die wachsende Anzahl an Kühen. Eigentlich ganz witzig, aber für manche Pferde total erschreckend, sind vor allem die Gruppen mit den jungen Kälbern. Die sind total neugierig und verspielt und finden es lustig uns im Galopp, laut Muhend zu verfolgen. Logischerweise ist das nicht immer ganz ungefährlich, aber auch mein Versuch den Kühen zu erklären,  dass eigentlich wir die Cowboys und sie die gejagten Rinder sind, hat nicht wirklich viel bewirkt.


Für mich ist es immer wieder wunderschön zu merken was für ein fabelhaftes Pferd ich habe. Wir haben unseren Platz am Ende der Gruppe eingenommen, schützen alle anderen Pferde vor dem was kommt, bzw. was kommen könnte und er ist in jeder Sekunde total ruhig. Egal ob von allen Richtungen Kühe auf uns zugestürmt kommen, LKWs oder Traktoren zu nah auffahren, Soleo ist gechillt. Ich liebe dieses Pferd ❤️


Eine Gruppe mit zehn Pferden wirkt schon sehr imposant und so werden wir immer wieder zu Fotomotiven verschiedene Touristen. Wäre interessant zu wissen, wo diese Bilder überall gesehen werden.

Unsere Strecke ist heute ein Traum. Wir sind fast 30 km unterwegs und reiten diese in 5 Stunden und 46 Minuten. Wir reiten auf wunderschönen Wegen in Richtung Schloss Lindenhof und als patriotischer König Ludwig Fan würde ich natürlich gerne direkt dorthin  reiten, aber vielleicht ist das auch ein Ziel für den nächsten Ritt. Muss das nochmal aus Franz, unserem Trossfahrer, rauskitzeln 😜

Ich hatte übrigens auch Gelegenheit, die  Action Cam meine Freundin Steffi einzusetzen. Anscheinend habe ich die Sonne unterschätzt und jetzt kann ich auch nicht mehr leugnen,  dass ich die Kamera benutzt habe 😜


Böse Mitreiter-Zungen behaupten zwar, das es sowas wie ein Brandzeichen wäre und „Voglwuid“ bedeutet, aber ich persönlich bin davon überzeugt, dass das die Stellen sind an denen eigentlich meine Flügel  angebracht sind… 😇

Nach einem sagenhaften Ritt kommen wir in einem kleinen Dorf am äußersten Rand von Deutschland an.Direkt nach der Ankunft, hat Soleo gleich zwei kleine Fans an seiner Seite. Die beiden Mäuse sind echt so süß und bringen mich mit ihren Weisheiten total zum Lachen. Sie lassen es sich auch nicht nehmen ihn später in seinen Paddock zu bringen. Süßester Spruch: „I dad a gern mit euch mit geh, aber i ko doch net so lang vo meina Mama weg.“

Nach einem hervorragendem Abendessen und einer gelungenen Überraschung für Georg geht es in unserer Hotel und es ist so, wie es immer ist – ich will duschen und schlafen. Das funktioniert auch hervorragend, zumindest nachdem ich mein Zimmer gefunden habe…
Also euch allen eine gute Nacht und bis morgen 😘

Die Alpenüberquerung – Die Anreise der Pferde

Ein lang gehegter Traum wird endlich Wirklichkeit

Jeder Mensch hat seine Träume. Meiner war es schon immer die Alpen mit dem Pferd zu überqueren. Zusammen mit meinem guten Freund Georg, werde ich mich an dieses Abenteuer wagen und freue mich sehr, dass es übermorgen losgeht. Wir werden in Weilheim starten und in nur 9 Tagen die ungefähr 260 km bis nach Italien bewältigen.

Nirgendwo spürt man das Gefühl grenzenloser Freiheit mehr als bei einem Wanderritt. Nur wer schon dabei war, weiß wie entspannend diese Art zu reisen sein kann und weiß ebenfalls wie gut es sich anfühlt, wenn man sich komplett auf das Abenteuer einlässt und zusammen mit dem Pferd ein Teil der Natur ist.

Ach ja und die lieben Mitmenschen die mich mit GPS ausrüsten oder mir einen Chip implantieren lassen wollen 😉 : Ich reite nicht allein, es ist ein geführter Ritt und von Italien aus bringt uns Georg  wieder sicher nach Hause. Ihr werdet mich also nicht los 😀

Aber jetzt zu den Vorbereitungen, besser gesagt zum ersten Tag oder eigentlich eher „Tag -2“ wenn man so will…

Heute sind schon einmal unsere Pferde angereist, damit morgen die Zugfahrzeuge nach Südtirol gebracht werden können. Da ich selbst leider noch arbeiten muss, bin ich dankbar, dass Georg diese Aufgabe für uns übernimmt. Morgen Abend treffen wir uns dann zum ersten Kennenlernen und zum Besprechen aller wichtigen Punkte. Abritt und Start ins Abenteuer ist am Donnerstagmorgen. Natürlich werde ich (je nach Internetverbindung) versuchen euch auf dem Laufenden zu halten.

Bis dahin eine schöne Zeit und bis bald

eure Gipfelstürmer

Ankunft3

Unser Taxi ist da – Abfahrt in Neufahrn Oberbayern…