Gedanken zum Tag oder I mog hoam! – DER 6.TE REITTAG

Der Tag beginnt mit Sonnenschein und doch ist mir das heute alles egal. Ich habe das, was man einen klassischen Durchhänger nennt und auch auf die Gefahr hin, mich jetzt als Weichei zu outen, bestimmt mich nur ein Gedanke: I mog hoam…

Irgendwie kommt heute alles zusammen. Mein Pferd ist verletzt, ich habe dank feuchtem Bett nicht gut geschlafen, ich habe mit meinem Freund telefoniert und vermisse ihn, habe mit meiner Tochter geschrieben und vermisse sie auch total und vor allem habe ich die Schnauze voll!

Ich habe die Schnauze voll von der ewigen Lästerei gegen alles und jeden und auch davon, dass ich mich ständig zurückhalten muss um niemanden auf die Füße zu treten, während manch anderer fröhlich auf meinen Füßen trampeln darf. Die Zusicherung meiner Freundin Steffi und ihres Mannes, mich jederzeit abzuholen, erscheint mir gerade als grandiosen Ausstieg aus diesem Drama und als Verhinderung eines drohenden Ausrasters an dessen Ende wir wahrscheinlich allein weiterreiten müssten. Da ich diesen Gedanken nicht erschreckend, sondern vielversprechend finde, mache ich einen kurzen Spaziergang um über alles nachzudenken.

Als ich zurück komme sieht mich Georg nur an und meint „Geht es wieder?“ Ich entschließe mich dem Ganzen noch eine Chance zu geben. Wahrscheinlich auch nicht zuletzt deshalb, weil Georg jeden Tag das Bedürfnis hatte abzubrechen und mir zuliebe geblieben ist. Ich bin es ihm schuldig jetzt durchzuhalten, wir ziehen das gemeinsam durch.

Als er offen vor allen ausspricht, dass es ihn wütend macht wenn seine Freunde traurig sind, bin ich gerührt und kämpfe mühevoll mit dem Pipi in meinen Augen, dass ich vor ein paar Minuten mit einem Lächeln getarnt hatte. Mir wird bewusst, dass man in Situationen wie diesen, seine Freunde neu kennen lernt und sie in einem anderen Licht sieht und mir wird noch eines bewusst: Abgesehen von einigen wenigen sind wir ein tolle Gruppe! Wie schade ist es, dass man so etwas vergisst weil einen einzelne verärgern. Ich will das nicht zulassen und gehe Soleo satteln.

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Mein Pferd stupst mich liebevoll an und wie immer wenn ich nicht gut drauf bin, ist er superlieb. Sieht ganz so aus, als wenn er weitergehen will, obwohl er leicht angeschlagen ist. Also wenn Soleo kämpft, dann kann ich das auch! Während wir losreiten, denke ich darüber nach, was genau mich wütend gemacht hat. Verletzt und ärgert mich die Unprofessionalität dieser ganzen Veranstaltung? Ärgert es mich wie hier mit zahlenden Kunden umgegangen wird? Bin ich altmodisch, wenn ich noch die Einstellung habe, dass ein Veranstalter jedem Kunden den gleichen Respekt entgegenzubringen hat?

Vielleicht bin ich schon zu lange als Dienstleister tätig und das nicht nur im Hauptberuf, sondern auch freiberuflich. Wie der Name es sagt, leistet man in diesen Berufen Dienste und es ist ein erklärtes Ziel den Kunden so zufriedenzustellen, dass er bleibt oder/und wiederkommen will. So sollte es zumindest sein. Weil ich immer an das Gute im Menschen glaube, habe ich tatsächlich bis zu einem gewissen Punkt Verständnis für manche Handlungsweisen. Die Organisatorin ist froh, dass jemand den Ritt für sie übernommen hat, ansonsten hätte sie absagen müssen ABER genau dann muss sie dafür sorgen, dass die Vertretung gut ist und in ihrem Sinn handelt und sie selbst muss trotzdem jederzeit Ansprechpartner sein.

Kann sein, dass die Rittführung als privater Reitgast in Ordnung gewesen wäre. Sie wäre sicherlich nicht der Typ Mensch gewesen mit dem ich Telefonnummern ausgetauscht hätte und der mein bester Freund geworden wäre, aber auch niemand der mich sonderlich gestört hätte. In der Position die sie jetzt innehat, lernen wir sie jedoch in einer Art und Weise kennen, für die ich nicht zahlen möchte. Für den Fall, dass ich auf diese Weise behandelt werden möchte, buche ich entweder ein Heim für Schwererziehbare oder ein amerikanisches Boot-Camp.

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Es macht mich richtiggehend aggressiv, dass Kritik oder Unzufriedenheit nie direkt geäußert werden, nicht einmal dann, wenn man nachfragt.  Es ist immer alles in Ordnung. Über den Flurfunk (oder sagt man in der Situation Sattelfunk?) erfahre ich, dass man mit uns einfach nicht reiten kann, weil wir keine Ahnung vom Reiten und insbesondere von Wanderritten und dem Verhalten auf der Straße haben.

Sorry? Habe ich etwas verpasst? Schon vergessen, dass wir die ganze Zeit nichts anderes tun, als auf eure Sicherheit zu achten? Genauso ärgern mich Kommentare über 2 Mitreiterinnen. Diese hätten ihre Pferde nicht im Griff und gehörten nicht auf einen Wanderritt. Ich bin bei solchen Dingen echt kritisch und die beiden haben wirklich temperamentvolle Stuten, trotzdem haben sie ihre Pferde in jedem Moment im Griff. (Ganz im Gegenteil zu einem weiteren Mitreiter, der sein Pferd dazu zwingen will vorn zu gehen und deshalb regelmäßig mit seinem panisch rückwärts rennenden Pferd andere in Gefahr bringt.)

Ich gebe es zu und ich stehe dazu: Ich bin ein Sicherheitsfreak und ja ich bin verwöhnt! Bei jedem Ritt den ich in Georgs Betrieb gemacht habe, gab es zu Beginn eine klare Ansage über die wichtigsten Regeln und wenn etwas nicht geklappt hat, wurde es sofort und direkt angesprochen. Ich habe bei noch keinem Ritt solche unsicheren und gefährlichen Situationen erlebt, wie in den letzten Tagen. Das wichtigste aber, aus den unterschiedlichsten Menschen wurde immer eine eingeschworene Gruppe und nie absichtlich ein Keil zwischen die Teilnehmer getrieben. Manche meiner engsten Freunde habe ich auf diesen Ritten kennengelernt. Bei diesem Ritt gibt es 2  Gruppen und egal was du machst, du kommst nicht umhin für oder gegen Klara zu sein. Es gibt kein sich heraushalten, es ist jeden Tag irgendetwas anderes.

Mir fällt in dem Zusammenhang eine Redewendung ein, die man in gern Heimat Niederbayern benutzt:

„Mia san koane heirigenHosn mehr…“

Also für Nichtbayern kurz erklärt: Das bedeutet so viel wie: „Wir sind keine 20 mehr und verfügen durchaus über einige Erfahrungen.“ Georg hat seit 1991 seinen eigenen Betrieb und trägt Verantwortung für Pferd und Reiter. Er veranstaltet Kurse und Wanderritte und nimmt Pferde in Beritt die kurz davor sind von ihren Besitzern aufgegeben zu werden. Ich selbst arbeite seit mittlerweile über 10 Jahren als Trainer, mit dem Schwerpunkt „Angst beim Reiten“ habe ein Buch darüber geschrieben und halte zu diesem Thema Kurse und Vorträge und ich behaupte, dass wir beide wissen was wir tun. Ich kann auch gut mit Kritik umgehen, wenn sie offen und fair geäußert wird. Kritik ist wichtig und zeigt Punkte auf die man verbessern kann. Kritik die jedoch von Menschen kommt, die verantwortlich für eine Gruppe sind und sich dann nicht mal nach ihnen umdrehen wenn eine Gefahrensituation besteht, kann ich nicht für voll nehmen.

Genug geschimpft! Das wollt ihr gar nicht lesen 😉

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Jetzt komme ich lieber zum 6.ten Reittag und ich kann euch sagen, im Lauf dieser Reise werde ich feststellen, dass es Situationen gibt in denen sogar ich Probleme habe ruhig zu bleiben und in meiner Wut gestoppt werden muss um niemanden tätlich anzugreifen. Glaubt ihr nicht?

Wartet es ab…

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Die Alpenüberquerung – Der 4.te Reittag

Der 4.te Reittag – Es menschelt…

Der Tag 4 ist wohl irgendwie ein verhexter Tag. Nicht nur, dass dieser Tag (auch mit Abstand betrachtet) der schlimmste Tag dieses Rittes war, nein, er ist auch einfach verschwunden. Also zumindest ist er aus meiner Seite verschwunden. Ich hatte den Artikel in meinem Blog am Samstagabend online gestellt und am Sonntagmorgen war er weg. Ich bin wirklich froh, dass ich von einigen von euch schon Reaktionen erhalten habe, denn sonst würde ich jetzt wahrscheinlich an meinem Geisteszustand zweifeln. Aber heißt es nicht immer man wächst an seinen Aufgaben? So soll es wohl auch dieses Mal sein und ich fange noch einmal ganz von vorne an.

Wir sind also bei unserem vierten Reittag. Es ist mittlerweile Sonntag. Wie jeden Morgen ist auch heute beim Frühstück eine Art „Vorbesprechung“. Dieses Mal erfahren wir zwischen Kaffee, Semmel und Ei, dass wir eventuell auf freilaufende Kaltblüter treffen werden und dann einfach davon traben sollen. Aha… Ich bin irritiert und sehe an den Blicken der anderen Teilnehmer, dass es Ihnen ähnlich ergeht. Was ist mit dem Herdentrieb? Was mit der Tatsache, dass dies eine direkte Aufforderung zum hinterher rennen ist? Oder mache ich mir umsonst Gedanken, weil diese besonderen Kaltblüter ein Holzbein haben und nicht so schnell humpeln können wie wir traben? Vielleicht hängen sie an einer Kette wie ein Hofhund oder sind sie vielleicht einfach besser erzogen als unsere Pferde und sagen sich „Ach, das sind ja die Wanderreiter. Da müssen wir stehen bleiben!“?

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Ich kann die Aussage nicht nachvollziehen und will mehr wissen. Meine Frage ob diese Vorgehensweise wirklich so intelligent ist, wird im ersten Anlauf nicht beantwortet. Auf mein mehrfaches Nachfragen bekomme ich dann aber noch eine zusätzliche Auskunft. Die Reiter, die offene Westernzügel haben, sollen nach außen gehen und mit dem wedelnden Zügeln den anderen die Pferde vom Leib, bzw. vom Pferd halten. Das hätte bisher immer geklappt. Das ich da aber nicht selbst drauf gekommen bin? 😉

Nachdem also der Umgang mit fremden Vierbeinern geklärt ist, kommt die nächste Information. Heute überqueren wir die Fernpass-Straße, da müssen wir uns alle beeilen um gemeinsam rüber zu kommen und wir müssen die Packtaschen abnehmen, weil wir eine Brücke überwinden müssen, die um eine Felsnase herumführt und äußerst gefährlich ist. Irgendwo wäre irgendwann ein Italiener an sowas schon mal hängengeblieben und soll mitsamt panischem Pferd abgestürzt sein. Die Information mit den Packtaschen und der zügigen Überquerung der Straße finde ich wichtig und sehr gut. Den Rest? Lasst es mich so sagen: Ich bewundere jeden Tag aufs Neue das psychologische Fingerspitzengefühl…

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Ich beschließe erst einmal abzuwarten und bin froh, dass Georg schon bei den Pferden ist. Das entsetzte Gesicht seiner Frau zeigt mir, dass sie die Auskünfte über den Tagesverlauf ebenfalls nicht sehr beruhigend fand.

Ich bin in diesem Moment sehr froh, dass wir uns entschlossen haben diesen Ritt gemeinsam zu machen. Wir kennen uns sehr lange und sind ein eingespieltes Team. Jeder weiß was er kann und vor allem wissen wir, dass wir uns blind aufeinander verlassen können. Eigentlich hatten wir den Plan entspannt ganz hinten zu gehen, einfach und locker mitzureiten und uns um nichts zu kümmern – schließlich haben wir Urlaub. Seit dem ersten Reittag ist uns jedoch klar geworden, dass man die Augen nicht so verschließen kann und so sichern wir die Gruppe von hinten ab, Georg blockt Straßen und vieles mehr. Viele Mitreiter wissen das mittlerweile zu schätzen und die meisten unserer Mitreiter sind auch wirklich super nett. Es ist dieser Spaß den wir miteinander haben, der uns immer wieder davon abhält abzubrechen. Während wir die Paddocks abbauen und die Pferde satteln, machen Georg und ich unsere persönliche Tagesbesprechung und wie immer ist klar, dass wir auf uns selbst aufpassen müssen und je nach Situation entscheiden werden.

Die Besitzerin von Siri hatte gestern ganz offen die Frage gestellt, ob es für jeden in Ordnung ist, wenn sie heute mitkommt. Sie will keinem zur Last fallen, weiß aber nicht ob ihre Stute die Tagesetappe durchhält. Ich war positiv überrascht, dass alle zugestimmt haben. Vielleicht täuscht man sich doch in manchen Menschen und sie können nur nicht so aus sich raus kommen.

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So geht es also heute wieder mit der kompletten Gruppe los. 10 Pferde – 10 Reiter und es startet wunderschön im sonnigen Frühnebel. Als wir in den Wald kommen, beeindruckt die Schönheit der Natur erneut und trotz manch seltsamer Situation gibt es durchaus auch witzige Begebenheiten. (Auch wenn ich diesen Witz bisher für mich behalten habe 😉 )

Wir müssen steil bergab gehen und deshalb führen wir. Ganz vorne wird ein Zitronenfalter entdeckt der auf einer Distelblüte sitzt. Wie bei Kindern wird diese Entdeckung nach hinten weitergegeben. „Zitronenfalter, Zitronenfalter, Zitronenfalter..“ Das wiederholt sich 9x bis es bei mir ankommt. Da ich ganz hinten bin und das Tempo gerade überschaubar ist, beschließe ich ein Bild von dem legendären Zitronenfalter zu machen, den alle so toll finden. Ich zücke also mein Handy und visiere ihn an, während ich in der anderen Hand die Zügel meines Pferdes halte. Bevor ich abdrücken kann macht es einen Haps… Ich starre entgeistert mein Pferd an. Er leckt sich genüsslich über die Lippen und sieht zufrieden aus. Vollkommen ungerührt kaut er Distelblüte mit Füllung. Da wo mal der Zitronenfalter war, ist jetzt nichts mehr. Obwohl es makaber ist, muss ich grinsen. Ob mein Pferd jetzt wohl Schmetterlinge im Bauch hat? Ich beschließe diese spannende Frage nicht mit meinen naturverbundenen Mitreitern zu diskutieren, denn das würde Soleos Image als nettes Pferd mit Sicherheit zerstören.

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Distel ohne Blüte und Zitronenfalter 😉

Wir reiten weiter Richtung See. Heute nicht nur, weil es auf dem Weg liegt und die Organisatorin dort Bilder machen will, sondern auch weil eine Mitreiterin Probleme mit dem Sattel hat und der Papa den Ersatzsattel bringt. Solche Papas sind wirklich Gold wert. Auf dem Weg dorthin treffen wir auch wieder auf eine größere Gruppe neugieriger Kühe. Anscheinend scheint die Gruppe vergessen zu haben, dass Siri Probleme mit den Kühen hat. Für unsere Jungs ist das jedoch kein Problem, Georg geht mit Apollo links, ich mit Soleo rechts und die Pferde fangen sofort an zu arbeiten und halten die Tiere auf Abstand. Es wirkt, als wenn sie nie etwas anderes getan hätten. Es ist auch schön zu sehen, wie schnell die Stute versteht, dass ihre Jungs auf sie aufpassen und sie dann auch relativ entspannt durch die Herde geht. In der kurzen Pause die wir machen gesellt sich noch ein Reiter aus der Gruppe zu uns und so haben wir alle etwas davon. Wir leben unseren Cowboytraum und Siri muss keine Angst vor Kühen haben.

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Yehaaaa….

 

Es geht weiter und nach einem kurzen Fotoshooting beginnt der anstrengende Aufstieg. Der Weg schlängelt sich den Berg entlang nach oben und bringt die Pferde an ihre Grenzen. Nachdem wir das geschafft haben, gönnen wir ihnen eine kurze und wohlverdiente Pause bevor es weitergeht. Auf dem Weg nach unten folgt die Anweisung für die Überquerung der Fernpass-Strasse. Warnwesten an, alle unten an der Straße sammeln, Straße blocken, gemeinsam zügig antraben und immer zusammenbleiben. Ich bin beeindruckt! Das ist eine Ansage die sogar mir, mit meinem ständigen Sicherheitsdenken, keinen Grund zum Meckern gibt. Vielleicht habe ich mich doch getäuscht und es brauchte nur ein bisschen Anlauf um gut zu werden.

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Wir ziehen also die Warnwesten an und steigen weiter ab Richtung Straße. Die ersten erreichen den Straßenrand und wir sehen von oben, dass es jetzt irgendwie hektisch wird. Wir sind immer noch zu dritt dabei den Weg runter zur Straße zu kommen. Zur Erinnerung: Es ist ein Berg und geht deshalb bergab! Wir hören einen Schrei und alle rasen im Trab los. Wir stehen immer noch am Berg und ich glaube wir sind alle gerade unsagbar froh, dass wir unsere Pferde kontrollieren können. Würden sie jetzt dem Herdentrieb folgen, würden wir ohne Chance einem Auto auszuweichen auf die Straße donnern. Es wäre manchmal tatsächlich hilfreich sich umzudrehen bevor man losreitet. Goldene Regel beim Reiten in der Gruppe: Niemals die Gruppe trennen und erst losreiten wenn alle bereit sind. Das lernt man bereits in der Grundausbildung des Reitens. ABER es ist ja alles gut gegangen, wir wollen nicht schon wieder belehren und deshalb beschließen wir, uns den Tag nicht vermiesen zu lassen. Wir haben Urlaub und wollen Spaß haben.

Die nächste Unstimmigkeit kommt aber direkt auf uns zu. Genau genommen lässt sie sich nach hinten fallen. Unsere Rittführung ist sauer. 2 Reiterinnen haben sich nicht an die heilige Reihenfolge gehalten. Sie hat zwar nie direkt gesagt, dass sie keiner überholen darf, aber für sie ist das eine unverzeihliche Frechheit. Ich finde es nicht dramatisch. Jeder Reiter weiß, dass Pferde unterschiedliche Schrittlängen haben und entspannter sind, wenn man das Tempo hier anpasst. Georg und ich bremsen unsere Pferde seit dem ersten Tag und es macht nicht immer Spaß. Anstatt aber ein klares Wort zu sprechen, hat die Rittführung beschlossen sich hinten zu verstecken um den beiden eine „Lehre zu erteilen“ wenn sie sich nicht mehr auskennen. Georg und ich sollen das auch tun. Obwohl ich bisher versucht habe ruhig zu bleiben, bin ich jetzt fast gezwungen zu antworten. „Sorry, ich bin nicht im Kindergarten. Wenn du was von ihnen willst, sag es einfach“ Dieser Kommentar kommt genauso schlecht an, wie Georgs Ausführung über die Verantwortung und Aufgaben eines Rittführers. Vermutlich werden wir heute nicht die beliebtesten Reiter des Tages werden.

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Zu allem Überfluss war der Zeitpunkt ziemlich schlecht gewählt, denn der Weg hat sich verengt. Da sie sicherstellen muss, dass die Brücke bereitbar ist, wäre es jetzt an der Zeit nach vorn zu reiten und das zu prüfen. Schwierig, wenn man sich eine Engstelle schafft und dann an allen Pferden vorbei muss, auch an denen die fremde Pferde nicht so nah hinter sich mögen. Irgendwann hat sie es dann geschafft und wir hören lautes Schimpfen, können aber dank Distanz und Dialekt den Inhalt nicht verstehen. Manchmal vielleicht auch besser so …

Wir sind dann irgendwann tatsächlich an der Brücke angekommen und weil wir gelernt haben, dass wir uns besser auf uns selbst verlassen, übernehme ich die Pferde, während Georg die Brücke prüft. Als er zurückkommt, kann er uns beruhigen. Sie ist relativ neu, stabil und mit hohem Geländer und somit sicherer wie manch andere Brücke die wir schon überritten haben. Soleo und ich sichern wie immer den Schluss unserer Truppe ab und so blockiere ich jetzt auch mehrere Mountainbiker, die nicht einsehen wollen warum sie nicht vorbei dürfen. Nebenbei bemerkt, ist dieser Teil der Strecke ausdrücklich als „Schiebestrecke“ ausgewiesen. Auf das wiederholte genervte „Warum können wir nicht einfach vorbei?“ muss ich doch die bekannt liebevolle, niederbayerische Art herausholen. „Weil i des gsogt hob!“ Ahhhh, vielleicht hat er nett nur nicht verstanden, denn jetzt ist er zwar immer noch genervt, bleibt aber brav stehen. Seine Mitfahrer auch und so überqueren wir alle sicher die Brücke.

Blöderweise können meine neuen Freunde auch nach der Brücke nicht an mir vorbei, weil der Weg immer noch so eng ist und müssen warten bis wir an eine Burg kommen. Es ist die Burg Fernstein in der Gemeinde Nassareith und hier gelingt es endlich uns zu überholen. Wir bedanken uns so überschwänglich für das Verständnis und die Geduld, dass sogar die Biker lachen müssen.

Wir reiten noch ein Stück und erreichen dann unseren Picknickplatz. Bei aller Kritik an vielen organisatorischen Punkten muss man eines jedoch anerkennen. Unser Trossfahrer macht den besten Salat den man sich vorstellen kann und schafft es jeden Tag uns mit einer neuen Variante zu überraschen. Generell ist das Picknick sehr schön organisiert und sogar an Kaffee wurde gedacht. Dieser Punkt beruhigt unsere Gemüter wieder sehr, zumal jetzt auch unser Koffeinpegel aufgefüllt ist und Georg und ich dadurch schon sehr viel friedlicher werden. Mir fällt auf wie sehr man sich über Dinge freut, die man als selbstverständlich hinnimmt, z.B. unsere Pferde, die brav angebunden am Baum stehen bleiben oder Patricias Traber Paul der gechillt neben ihr döst.

Am heutigen Zielpunkt findet ein Countryfest statt und ich denke, dass wir das nach den heutigen Streitereien gut brauchen können. So können sich alle wieder beruhigen und wir morgen entspannt von vorn anfangen. Vor diesen frommen Wunsch hat der Wanderreitgott jedoch noch eine Prüfung gesetzt die es in sich hat …

Im weiteren Streckenverlauf werden wir auf einen Reitweg kommen. Lt. Organisatorin perfekt zum Galoppieren. Ich bin mir nicht mehr sicher ob es 5 oder 7 km waren, es war auf jeden Fall lang. Siri’s Besitzerin möchte ihr Pferd verständlicherweise lieber schonen, damit sie morgen nicht wieder lahmt und deshalb beschließen wir die Gruppe zu trennen. 6 Reiter nehmen die Strecke im Galopp, wir bleiben bei ihr und es schließt sich noch eine Reiterin an, so werden wir zu 4 im Trab oder Arbeitsgalopp folgen. Als wir auf die Strecke kommen, stellen 2 weitere Reiterinnen fest, dass der Untergrund steinhart ist und sie deshalb auch lieber bei uns bleiben. Das bedeutet: 4 gehen voran, der Rest folgt.

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Die Karawane der Ahnungslosen 🙂

Da wir den Weg nicht kennen, vereinbaren wir ein Treffen am Ende des Reitweges. So weit so gut. Der Boden ist sehr hart und wir gehen flotten Schritt. Alles kein Problem, alles in Ordnung. Bis zu dem Moment an dem wir am Ende des Reitweges ankommen. Denn hier ist niemand. Kein Reiter, kein Pferd, kein Hinweis, nichts.

Wir sind irritiert. Rechnen noch für einen Moment mit einem Versteck und stellen dann fest, dass es kein Scherz ist und wir tatsächlich irgendwo im nirgendwo stehen, keine Zieladresse haben, weder die Organisatorin noch sonst jemand telefonisch erreichen können und auch unsere Bitte nach Rückruf nicht erfüllt wird. Zufällig treffen wir auf ein Paar, dass die Reiter gesehen hat und uns somit die grobe Richtung weisen kann. Wir haben auf dem Weg noch einige Male das Glück auf hilfsbereite Passanten zu treffen. Je länger wir aber unterwegs sind, desto größer wird unsere Wut. Die Tatsache, dass noch immer keiner ans Handy geht, macht die Sache nicht besser. So habe ich mir einen organisierten Ritt nicht vorgestellt und so war auch noch keiner der vielen Ritte die ich bisher gemacht habe. Irgendwann erreicht die Reiterin, der ihr Sattel gebracht wurde, ihren Papa und der ist tatsächlich noch vor Ort. Er ist erleichtert von uns zu hören und fährt uns entgegen.

Unser Einlauf am Zielort, gleicht wahrscheinlich dem Einlauf der Gladiatoren. Auf den ersten Blick sehen wir, dass der Rest gut angekommen ist und bereits die Pferde versorgt hat. Es erfolgt keinerlei Begrüßung und auch sonst keine Reaktion auf das Geschehene. Ich kenne Georg viele Jahre, aber ich habe ihn noch nie so wütend gesehen. Mir fällt auf, dass er versucht seine Wut mit Beschäftigung abzubauen und ich bin überzeugt davon, dass noch nie ein Paddock so schnell und vor allem mit so tief versenkten Koppelpfosten errichtet wurde. Dann geht es ganz schnell irgendwie wie der Showdown in einem alten Western…

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Die Linedancer stampfen mit ihren Stiefeln im Takt der Musik und wir Wanderreiter stampfen auch. Allerdings nicht im Takt sondern es gleicht eher dem Stier vor dem Kampf. Einer aus der Gruppe kommt auf mich zu und ich bin kampfbereit. Er überrascht mich, als er von sich aus sagt, dass er die Aktion nicht in Ordnung fand und auf uns warten wollte. Allein konnte er sich nicht durchsetzen und ein Rückruf an die Organisation hätte wohl ergeben, dass sie weitergehen sollten. Die Organisatorin wollte uns abholen. Dazu hätte sie wohl an ihr Handy gehen sollen, oder? Ich erfahre außerdem, dass Unverständnis darüber herrschte, warum wir uns so anstellen. Das ist ein ausgewiesener Reitweg den kann man galoppieren. Ich weise darauf hin, dass dieser Begriff nur dafür steht, dass wir dort reiten dürfen und nichts über die Beschaffenheit des Bodens aussagt. Er zuckt die Achseln und schweigt. In der Zwischenzeit gibt es an der vordersten Front Tränen und Geschrei. Ich habe beschlossen mich tatsächlich komplett herauszuhalten und versorge lieber die Pferde. Letztendlich ist es Georg zu verdanken, dass sich alles wieder irgendwie beruhigt. Beim Abendessen kann man deutlich sehen, dass dies wohl eher ein oberflächlicher Frieden ist. Alle sitzen in Gruppen und es ist deutlich stiller als sonst.

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Als ich endlich im Bett liege und den Tag Revue passieren lasse, werde ich nachdenklich. Es ist faszinierend wie sehr solche extremen Situationen Menschen aneinander geraten lassen und wie sehr sie auch zusammenschweißen. Während ich darüber nachdenke höre ich den Regen auf das Dach prasseln und bevor ich einschlafe denke ich noch grinsend: „Na ja, zumindest haben wir keine Kaltblüter getroffen…“

Die Alpenüberquerung – Der 3.te Reittag

Heute liegt der bisher schönste und auch anstrengendste Reittag hinter uns. Nach dem Start mit einem tollen Frühstück, wartete schon meine neue Helferin auf mich…

Genauer gesagt stand sie mit ihren Gummistiefeln schon seit 6:30 Uhr bereit. Soleo bewies auch heute wieder, dass er trotz ausgebrochenem Pferd  das auf ihn zustürmte und der Tatsache, dass ihm gerade ein  kleines Mädchen etwas von geflochtenen Zöpfen  und rosa Schleifen erzählte, durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist.  😜

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Allerdings gab es an diesem Morgen leider auch eine schlechte Nachricht. Ira’s Stute war es wohl gestern zuviel und deshalb fällt sie heute aus. So etwas ist immer traurig für alle. Bitter vor  allem auch für Ira, die wirklich diejenige in unserer Gruppe ist, die sich am besten vorbereitet hatte. So ziehen wir also heute mit 9 Menschen und 9 Pferden los und zumindest ein Teil von uns ist bedrückt. Wir hoffen, dass sich bis morgen eine Besserung einstellt und die beiden wieder dabei sein können.

Bevor wir zur heutigen Etappe starten, ertönt wieder das unvermeidliche Jagdhorn mit dem die Veranstalterin den Tag gern ein und manchmal auch ausläutet. Im Gegensatz zum ersten Tag, an dem alle Pferde das Tröten ziemlich erschreckend fanden, ignorieren es heute die meisten. Wir packen uns etwas zum Essen ein, denn heute gibt es steckenbedingt kein Picknick. Es sind viele tolle und vor allem lange  Trab-Strecken dabei und auch die Landschaft verändert sich zunehmend. Wir kommen heute sogar einmal auf eine Höhe von 1200 Metern und machen insgesamt 33 km.

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Für mich persönlich ist die Begegnung mit den freilaufenden Rindviechern oder auch Weidevieh (wie der Fachmund sagt) das Highlight des Tages. Wir reiten durch ein großes Gatter an dem schon auf die freilaufenden Kühe hingewiesen wird und zugegeben bin ich etwas nervös. Ich weiß aus der Erfahrung der letzten Tagen, dass mein Pferd keine Angst vor Kühen hinter einem Zaun hat und auch dann ruhig bleibt, wenn die Youngster spielend auf uns zugaloppieren. Ich habe jedoch keine Ahnung wie er reagiert, wenn dieser Zaun nicht mehr zwischen uns ist und wir direkt durch die Herde müssen. Ein bisschen schade finde ich hierbei, dass die Frage nach dem richtigen Verhalten in solchen Situationen unbeantwortet blieb. Nach mehrfacher Nachfrage gab es zumindest die Auskunft „Durchreiten.“ – Ja, das wäre uns jetzt so auch klar gewesen und ist genau die fachmännische Auskunft die man braucht um neue Situationen zu meistern. Gut, dass eine ganz liebe Mitreiterin aus Österreich kommt und auf ihren Reitwegen sehr häufig Kühe sind. Also handhabe ich es so, wie ich es auch mit jedem meiner Schülern handhaben würde: Wir klemmen uns an ein erfahrenes Pferd und ich werde je nach Reaktion handeln.

Was soll ich sagen? Soleo zuckt nicht mal, sondern ist interessiert. Es ist wirklich der Hammer!!! Keine Sekunde gezögert und mein Stolz ist unsagbar groß. Wir stehen inmitten dieses Glockengeläutes und irgendwie finden die Kühe uns genauso interessant wie wir sie.

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Die Pause machen wir inmitten in einer Herde neugieriger Kälber und Kühe und diese sind zwar neugierig, aber auch vorsichtig im Umgang mit den Pferden. Nach dem Aufsteigen will ich es natürlich wissen und muss testen ob Soleo Rinder treiben kann. Der Versuch gelingt im ersten Anlauf und man sieht deutlich wie toll auch mein Pferd es findet, dass die Rinder vor ihm weichen. Schmeichelt definitiv seinem Ego 😉

Ganz nebenbei kann man auch ganz deutlich die unterschiedlichen Naturelle der Pferde erkennen. Apollo ist sofort im Angriffsmodus und hechtet mit angelegten Ohren auf die Kühe zu, während Soleo souverän und beherrscht bleibt und sie ruhig aber konsequent dorthin treibt wohin ich das will. Ich würde jetzt gern sagen „…wie der Herr so`s Gscherr“ aber das glaubt wieder keiner und darum bin ich einfach super glücklich über mein entspanntes Cowhorse.  😍

Unser nächstes Ziel an diesem Tag ist der Grenzübergang nach Österreich und hier vor allem die Tankstelle an der Grenze zu Österreich. Schließlich sind Georg und ich seit dem Frühstück ohne Kaffee und somit definitiv auf Koffeinentzug. Wer uns kennt, weiß das dies ein grausliger Zustand ist, vor allem für alle anderen…

Kaum angekommen werden die Pferde getränkt und die Angestellten der Tankstelle sind hier echt super und total hilfsbereit. „Wasser für die Pferde am Klo, Kaffee kriagts bei uns“ Für die Touristenbusse und Familien sind wir so exotisch wie Ausserirdische und es werden viele Bilder von unserer Gruppe gemacht, Es werden Kinder für Erinnerungsbilder auf die Pferde gesetzt und die Stimmung ist entspannt. Nicht zu vergessen: Der Kaffee ist super! 👍☕️☕️

Nach diesem Stopp geht es zur letzten Etappe des Tages. Mit Begleitschutz überqueren wir die stark befahrene Straße und traben dann im flotten Tempo das letzte Stück zum Tagesziel.

Wir freuen uns dort Ira und ihre Stute Siri zu sehen. Vielleicht war die unfreiwillige Pause ganz gut für Stute Siri (das Pferd mit der Kuhphobie) weil sie somit den Hardcore-Kuh-Test nicht machen musste. Dank unserer Fachfrau Katrin, bekam Siri am Abend noch den „Katrin-Spezial-Huf-Verband“ angelegt und wir hoffen alle, dass die beiden morgen wieder mit uns kommen können.


Nachdem die Paddocks aufgebaut und die Pferde versorgt sind, können wir an uns denken. Bei der Hotelsuche stoßen wir auf den Hinweis zum Jakobsweg und manchmal denke ich, dass wir auch irgendwie eine Art Pilgerweg gehen. Zumindest üben wir uns in Ruhe und Gelassenheit und das ist manchmal gar nicht so leicht, aber bevor ich abschweife, suche ich lieber das Hotel und gehe duschen. Schließlich wartet der riesige Löwenteller auf uns.

 

Ein aufregender Tag liegt hinter uns und ich bin sehr gespannt was morgen kommen wird. Morgen geht es Richtung Fernpass und somit auf zu neuen Abenteuern…

Die Alpenüberquerung – Der 2.te Reittag

Tag 2: Ein wundervoller Start in den Morgen bei strahlendem Sonnenschein. Es ist immer wieder faszinierend, wie schnell sich das Gruppengefühl bei einem Wanderritt entwickelt.

Die Pferde sind schon ab dem ersten gemeinsamen Tag eine Gruppe und auch die Menschen verbindet das gemeinsame Abenteuer sehr schnell. Menschen die im Normalfall nie etwas miteinander zu tun hätten, lernen sich hier kennen. Man lernt aufeinander zu achten und Rücksicht zu nehmen. Manchmal geht das schneller und manchmal dauert es ein bisschen, aber es funktioniert immer 😜
Heute war deutlich zu merken wohin die Reise gehen soll, denn wir sind mittlerweile im Voralpenland angekommen.  Zusätzlich zu dem täglich wachsenden Bergpanorama, steigt auch die wachsende Anzahl an Kühen. Eigentlich ganz witzig, aber für manche Pferde total erschreckend, sind vor allem die Gruppen mit den jungen Kälbern. Die sind total neugierig und verspielt und finden es lustig uns im Galopp, laut Muhend zu verfolgen. Logischerweise ist das nicht immer ganz ungefährlich, aber auch mein Versuch den Kühen zu erklären,  dass eigentlich wir die Cowboys und sie die gejagten Rinder sind, hat nicht wirklich viel bewirkt.


Für mich ist es immer wieder wunderschön zu merken was für ein fabelhaftes Pferd ich habe. Wir haben unseren Platz am Ende der Gruppe eingenommen, schützen alle anderen Pferde vor dem was kommt, bzw. was kommen könnte und er ist in jeder Sekunde total ruhig. Egal ob von allen Richtungen Kühe auf uns zugestürmt kommen, LKWs oder Traktoren zu nah auffahren, Soleo ist gechillt. Ich liebe dieses Pferd ❤️


Eine Gruppe mit zehn Pferden wirkt schon sehr imposant und so werden wir immer wieder zu Fotomotiven verschiedene Touristen. Wäre interessant zu wissen, wo diese Bilder überall gesehen werden.

Unsere Strecke ist heute ein Traum. Wir sind fast 30 km unterwegs und reiten diese in 5 Stunden und 46 Minuten. Wir reiten auf wunderschönen Wegen in Richtung Schloss Lindenhof und als patriotischer König Ludwig Fan würde ich natürlich gerne direkt dorthin  reiten, aber vielleicht ist das auch ein Ziel für den nächsten Ritt. Muss das nochmal aus Franz, unserem Trossfahrer, rauskitzeln 😜

Ich hatte übrigens auch Gelegenheit, die  Action Cam meine Freundin Steffi einzusetzen. Anscheinend habe ich die Sonne unterschätzt und jetzt kann ich auch nicht mehr leugnen,  dass ich die Kamera benutzt habe 😜


Böse Mitreiter-Zungen behaupten zwar, das es sowas wie ein Brandzeichen wäre und „Voglwuid“ bedeutet, aber ich persönlich bin davon überzeugt, dass das die Stellen sind an denen eigentlich meine Flügel  angebracht sind… 😇

Nach einem sagenhaften Ritt kommen wir in einem kleinen Dorf am äußersten Rand von Deutschland an.Direkt nach der Ankunft, hat Soleo gleich zwei kleine Fans an seiner Seite. Die beiden Mäuse sind echt so süß und bringen mich mit ihren Weisheiten total zum Lachen. Sie lassen es sich auch nicht nehmen ihn später in seinen Paddock zu bringen. Süßester Spruch: „I dad a gern mit euch mit geh, aber i ko doch net so lang vo meina Mama weg.“

Nach einem hervorragendem Abendessen und einer gelungenen Überraschung für Georg geht es in unserer Hotel und es ist so, wie es immer ist – ich will duschen und schlafen. Das funktioniert auch hervorragend, zumindest nachdem ich mein Zimmer gefunden habe…
Also euch allen eine gute Nacht und bis morgen 😘

Die Alpenüberquerung – Die Anreise der Pferde

Ein lang gehegter Traum wird endlich Wirklichkeit

Jeder Mensch hat seine Träume. Meiner war es schon immer die Alpen mit dem Pferd zu überqueren. Zusammen mit meinem guten Freund Georg, werde ich mich an dieses Abenteuer wagen und freue mich sehr, dass es übermorgen losgeht. Wir werden in Weilheim starten und in nur 9 Tagen die ungefähr 260 km bis nach Italien bewältigen.

Nirgendwo spürt man das Gefühl grenzenloser Freiheit mehr als bei einem Wanderritt. Nur wer schon dabei war, weiß wie entspannend diese Art zu reisen sein kann und weiß ebenfalls wie gut es sich anfühlt, wenn man sich komplett auf das Abenteuer einlässt und zusammen mit dem Pferd ein Teil der Natur ist.

Ach ja und die lieben Mitmenschen die mich mit GPS ausrüsten oder mir einen Chip implantieren lassen wollen 😉 : Ich reite nicht allein, es ist ein geführter Ritt und von Italien aus bringt uns Georg  wieder sicher nach Hause. Ihr werdet mich also nicht los 😀

Aber jetzt zu den Vorbereitungen, besser gesagt zum ersten Tag oder eigentlich eher „Tag -2“ wenn man so will…

Heute sind schon einmal unsere Pferde angereist, damit morgen die Zugfahrzeuge nach Südtirol gebracht werden können. Da ich selbst leider noch arbeiten muss, bin ich dankbar, dass Georg diese Aufgabe für uns übernimmt. Morgen Abend treffen wir uns dann zum ersten Kennenlernen und zum Besprechen aller wichtigen Punkte. Abritt und Start ins Abenteuer ist am Donnerstagmorgen. Natürlich werde ich (je nach Internetverbindung) versuchen euch auf dem Laufenden zu halten.

Bis dahin eine schöne Zeit und bis bald

eure Gipfelstürmer

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Unser Taxi ist da – Abfahrt in Neufahrn Oberbayern…

Vertrauen…

Manchmal geschehen im Umgang mit einem Tier Dinge, die uns unheimlich überraschen und die uns stolz machen. Im Unterricht erzähle ich meinen Schülern oft, dass sie an sich glauben und sich kleine Ziele setzen müssen. Ich kann das mit voller Überzeugung sagen, weil ich selbst diesen Weg gegangen bin…

Als ich gestern mit meinem Soleo unterwegs war, sind wir einen neuen Weg gegangen. Wer mich kennt den wundert es nicht, ich habe mich gnadenlos verritten. Ein Weg ging in den nächsten schönen Weg über und irgendwann war mir klar, dass ich keine Ahnung hatte wo ich gerade bin. Für diese Fälle haben Soleo und ich einen Deal, der seit einigen Jahren perfekt funktioniert. Immer wenn ich mich in meiner Begeisterung verreite, gebe ihm den Zügel und ein Kommando und er bringt uns nach Hause. Das funktioniert im Galopp und auch im flotten Trab. Ich bin immer wieder beeindruckt wie mein Pferd vor dem Abbiegen kurz abbremst und somit wirklich gut auf mich aufpasst, denn er könnte das auch ohne das Tempo zu verändern. Er hat gestern Abzweigungen genommen, die ich bewusst noch nie gesehen habe und in die ich niemals abgebogen wäre. Meine Frage „Echt jetzt, oder?“ hat er mit seiner absoluten Ruhe beantwortet.

Ja, ich habe euch gesagt ihr müsst die Führung übernehmen und müsst unter Beweis stellen, dass ihr in der Lage seid zu führen. Je nach Temperament und Rang wird euer Pferd das immer wieder abfragen und das ist gut und wichtig so ABER wenn die Basis geklärt ist, kommt als Bonus das was daraus entsteht: Partnerschaft und Vertrauen. Pferd und Reiter werden ein Team und man kann sich blind auf den anderen verlassen. Diese Situation hat mir wieder einmal gezeigt, dass ich ein tolles Pferd habe und mir war sofort klar, dass ich etwas dazu posten möchte. Einfach um euch zu sagen, dass ich verstehe wie wichtig so kleine Dinge sind wie „allein ausreiten können“ oder „ohne schlechtes Gefühl im Bauch auszureiten“. Für Außenstehende die sich noch nie damit befassen mussten ist das lächerlich. Ich weiß nicht wie oft ich in unserer schwierigen Zeit, also unserer Lernphase gehört habe: „Verkauf den blöden Gaul doch.“ Aber das Tier zu verkaufen würde uns nicht das Problem nehmen und nicht das Gefühl geben das es uns gibt, wenn wir an einem schönen Abend durch den Wald reiten können und dabei alle Sorgen des Alltags hinter uns zu lassen.

Als ich abgestiegen bin und dabei mein Pferd genau angesehen habe, war mir klar dass ich noch viel mehr schreiben müsste um zu zeigen wie unsagbar stolz und dankbar ich bin.

Mir fiel nämlich in diesem Moment auf, dass ich vergessen hatte die Zügel einzuhängen. (Zur Erklärung: Zum Führen machte ich sie immer am Halfter fest, weil ich Soleo immer noch nicht abgewöhnen konnte, beim Führen am Zügel zu kauen. Bevor ich aufsteige hänge ich sie eigentlich wieder ein) Diejenigen die mich kennen, mein Buch gelesen haben oder Unterricht bei mir nehmen wissen, dass auch mein Start mit meinem Pferd nicht ganz leicht war und verstehen deshalb auch was so ein Erlebnis für einen selbst bedeutet. Vertrauen können ist eines der wichtigsten Dinge für uns alle und darum möchte ich euch eines ans Herz legen: Hört nie auf euren eigenen Weg zu gehen! Ihr müsst es schaffen alle Leute auszublenden die an euch oder dem was ihr macht zweifeln. Diese Menschen nehmen euch die Kraft und den Mut an euch selbst zu glauben. Jeder Weg ist so individuell, wie es jeder von uns und unseren Pferden ist.

Der Weg zu und mit eurem Pferd ist ein Weg, der jeden Tag neues bringt. Ein Weg, der uns jeden Tag dazu zwingt neue Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und neue Sichtweisen zuzulassen. Es wird niemals der Tag kommen, an dem man nichts mehr dazulernen kann.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Wochenende und ein Dankeschön an das beste Pferd der Welt…

Plötzlich ist die Angst da…

Wenn Angst und Unsicherheit die Luft nehmen und das Reiten unmöglich machen, braucht man Hilfe. Ich befasse mich seit vielen Jahren mit dem Thema Angst und konnte in dieser Zeit vielen Menschen den Weg aus ihrer Angst zeigen. Aus diesen Erfahrungen habe ich 2008 den Kurs „Kick die Angst aus dem Sattel“ entwickelt. Dabei ist mir immer wieder klar geworden, wie individuell dieses Thema ist. Es gibt nicht „den einen Weg“, der für jeden anzuwenden ist, aber es gibt einen Grundstock, den man bei jedem legen kann. Diese Basis ermöglicht es jedem Reiter seine Angst zu besiegen.

In meinem Buch „Position & Care“ habe ich diese Bausteine zusammengefasst. Position & Care ist eine Mischung aus Hintergrundwissen, gezieltem Führtraining und dem Erstellen eines ganz persönlichen Fahrplanes.

Viel Spaß beim Lesen…

lesung1,